Wie man klammheimlich eine Schnellstraße baut Erhöhte Unfallgefahr: Wir brauchen keine neue Straße Aktuelles / Termine
Leserbrief Zur neuen Pustertaler–Straßen-Studie 5.9.2002

10,5 Meter Nein danke!

Stellungnahme zu „Straßengespräche“ , in der Pustertaler Zeitung, Nr.18, 2002

Wenn der Herr Landeshauptmann den letzten Satz in seiner Stellungnahme zur neuen Studie ernst meint, woran man nicht zweifeln sollte, und wirklich auf die Eisenbahn setzt, müssten die an Spitzentagen erhobenen bis zu 18.000 Kfz/Tag/ Brixen-Bruneck nicht unbedingt Kopfzerbrechen bereiten.

Ein attraktiver S-Bahndienst - vergleichbar dem Service in den städtischen Ballungsräumen - durchs Pustertal und darüber hinaus würde potentiell den Großteil des vorwiegend hausgemachten Pendler- und Gelegenheitsverkehrs von der Straße holen; aufgrund finanzieller und zeitlicher Überlegungen der Betroffenen. Dies wäre mit der Schleife von Schabs/Vahrn, durch schnell beschleunigende Züge, mit der Wiedereröffnung bzw. Neueinrichtung der Bahnhöfe und Haltestellen an Orten mit tatsächlichem Bedarf, Verkehrslenkungsstrategien von Seiten des Tourismus, durch die Realisierung von Nahverkehrskonzepten, mit einer vom Landeshauptmann bereits angekündigten besseren Bahnverwaltung und vor allem mit echtem politischen Willen machbar. Wirtschaftsvertreter in der Bürgerinitiative PPP geben gerne darüber Aufschluss, wie ihnen durch einen funktionierenden Bahn-Warentransport geholfen werden kann. Fachleute aus dem PPP- Umfeld werden demnächst beweisen, dass die Schabser Schleife um einen Bruchteil der zuweilen kolportierten Kosten machbar ist. Diese Maßnahmen müssten allerdings ohne weiteren Zeitverlust ergriffen werden.

Sollte man hingegen die Umfahrungsstraßen tatsächlich so bauen, dass sie problemlos genutzt werden können, wenn in 20 oder 30 Jahren (oder viel früher, aufgrund des zunehmenden Transitverkehrs oder wegen ausbleibender Parallelmaßnahmen der oben beschriebenen Art!?) doch eine Neutrassierung der gesamten Pustertaler Straße notwendig werden sollte und dabei nach dem Muster von Mühlbach oder Welsberg vorgehen, kann sich jeder ausrechnen wie viel noch offene Strecke übrigbleiben würde! Im Falle solcher Absichten sollte die gesamte Studie dankend zurückgewiesen werden, da sie mit dem geforderten und angekündigten moderaten Straßenausbau nicht vereinbar wäre!

Welche die Vorschläge sind, die beim Pircher/Griessmair/Aichner-Plan laut Bautenlandesrat Florian Mussner durchaus zu berücksichtigen sind, sollte man einem breiteren Publikum nicht vorenthalten.

Manfred Schmids Akzeptanz der für die gesamte E-66 vorgegebenen - Kronenbreite von 10,5 m kann man nicht nachvollziehen. Sie würde die spätere Verbreiterung auf 2 Spuren pro Richtung zum Kinderspiel machen, was uns bald eine Schnellstraße durch die Hintertüre bescheren würde. Im Übrigen würde durch diese Überbreite viel wertvoller Grund verbraucht, was man laut Landeshauptmann vermeiden will und die Eingriffe in die Landschaft wären insgesamt gravierender, da man andernfalls diese Breite an vielen Stellen an der alten Trasse nicht oder nur mit landschaftsentstellenden Kunstbauten erreichen kann. Die Absicht, die E-66 aus den europäischen Verkehrsplänen streichen zu wollen, wird erheblich erschwert, sollte man selbst nach wie vor daran bauen wollen! Im Klartext: eine 10,5 m breite Straße ist eine ausgewachsene Schnellstraße! Wir gehen wie immer eigene Wege; überall sonst werden Straßen zurückgebaut. In Wabern bei Bern hat man eine Straße mit einer Frequenz von 26.000 Kfz/Tag auf 6m zurückgebaut; ermöglicht durch eine parallel verlaufende Schnellbahn!

Mit der Fahrbahnbreite von 7,5 m + je 0,5 m Seitenstreifen kann man einverstanden sein. Eine derartige Straße genügt den Anforderungen, ohne zur Raserei einzuladen.

Vielleicht überlegt man sich in St. Lorenzen die Tobl-Runggen-Variante der Gadertaler Einfahrt doch noch. Wäre schade um die einmalige Landschaft rund um die Sonnenburg!

Wenn die Betreuung der Bahnhöfe durch die Gemeinden bisher an bürokratischen Schwierigkeiten gescheitert ist, sollte man ehestens lernen, sich auch bei diesen Verhandlungen durchzusetzen! Wo ein Wille ist, ist bekanntlich auch ein Weg!

Bürgermeister Tschurtschenthaler meint, bisher sei beim Straßenbau nichts Konkretes geschehen. Die Bauern (und nicht nur sie) in Brunecks Umgebung oder in Mühlbach und in Welsberg (bald Niederdorf, Innichen?) sind wahrscheinlich anderer Meinung.

Zudem steht mittlerweile in der rush- hour der Verkehr in allen größeren Zentren; beim saisonsbedingten Touristen- An- und Abreise Verkehr ist nicht nur im Pustertal, sondern zwischen München und Rosenheim ebenso wie zwischen Verona und Mailand Stillstand. Dies sind Belastungen, denen also die Autofahrer in halb Europa zur selben Zeit ausgesetzt sind; sie taugen nicht als Argument für den überdimensionierten Ausbau unserer Straßen.

Was insbesondere den Brunecker P.Z.- Lesern auffallen wird, ist das Fehlen der Südausfahrt in der Bürgermeister-Prioritätenliste! Somit stellt sich für die Brunecker, die Stefansdorfer, die St. Lorenzner und die meisten Reischacher die Frage, wie lange man sie in dieser Sache noch an der Nase herumzuführen gedenkt! Abgesehen davon, dass man die Öffentlichkeit über die Möglichkeit eines Baues der Südausfahrt mit zwei Kreisverkehrsinseln und somit so gut wie ohne Grundverbrauch und mit geringen Kosten, trotz schlüsselfertiger Pläne weiterhin nicht aufklärt. Durch die Nichtrealisierung der Neutrassierung müssten eigentlich genügend öffentliche Mittel zur Verwirklichung dieser dringlichen Maßnahme vorhanden sein!?

Die grundsparende und landschaftsschonende Unterflur- Bauweise des Nordrings sollte ebenfalls möglich sein. In diesem Falle ist die geringfügig teurere, unterm Strich und auf lange Sicht, die billigere Lösung! Die betreffenden Landesmittel sollten Bruneck aufgrund seiner Funktion als Bezirkshauptstadt und wegen der gravierendsten Verkehrsprobleme zustehen!

Zu den Aussagen des Herrn Gartner: warum fordert man nicht gleich eine wirksame Problemlösung für die nächsten 200 Jahre? Vielleicht wäre bei gutem Pokern wenigstens der sofortige Ausbau der Alemagna doch noch drinnen? Zu seiner Meinung, man habe bisher immer zu klein gebaut: auch ihm sei ein Lokalaugenschein in Mühlbach und Welsberg ans Herz gelegt!

Aber Christian Gartner gibt auch den klugen Hinweis auf die Folgen der EU- Osterweiterung. Was allerdings die Schlussfolgerungen daraus betrifft, haben wir unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten.

P.S. Das (Dolomiten -) Kompliment an die Landestechniker- und Planer für deren politisch und taktisch kluges Vorgehen , ausgerechnet von Seiten der Schnellstraßen- Andenker spricht Bände. Deren nach wie vor ungebrochener Optimismus passt nicht ganz zu den angeblich moderaten Ausbauabsichten! Oder?

Im Übrigen sollte man uns nicht glauben machen, ohne die Andenker- Initiative wäre nichts weitergegeangen. Viel eher wären die notwendigen Eingriffe der moderaten Art und Alternativen zum zunehmenden Straßenverkehr ohne den Promotoren - Zeitverlust (und deren Gepokere, in wessen Auftrag auch immer) wahrscheinlich schon ein Stück weiter!

Walter Harpf - Gemeinderat und Mitglied der Verkehrskommission in Bruneck Aktuelles / Termine