Wie man klammheimlich eine Schnellstraße baut Aktuelles / Termine
Babylon 2000 Aus FORUM Nr.5  –  Mai 2002
Bruneck ist aufgeblüht!

Machen wir eine kleine Zeitreise in das Bruneck im Jahr 2015:

Schloss Bruneck beherbergt nicht mehr jeden Sommer irgendeine importierte Schützen- oder Kunstausstellung, sondern dort ist fix Reinhold Messners Bergmuseum untergebracht. Die Brüder aus dem Weinbergweg haben es also tatsächlich geschafft, Schloss Sigmundskron für eine genehme Nutzung zu erobern.

Weil die Brunecker Stadtverwaltung nicht wie üblich jahrelang zögerte und folglich alles verpennte, stellte sie der Legende Reinhold Messner kurzerhand und mit bischöflichem Wohlwollen Schloss Bruneck und Teile der neuen Naherholungszone Kühbergl zur Verfügung, um dort sein Lebenswerk unterzubringen. Das Projekt wird von der Bezirksgemeinschaft und der Brunecker Fraktionsverwaltung mitgetragen.

Und wer hätte das nicht geahnt? Für die Rienzstadt brachen in der Folge rosige Zeiten an: Bergfreunde und Neugierige aus aller Welt kommen nach Bruneck, um sich dieses international gelobte Gesamtkunstwerk mit den Schwerpunkten „Tirol- Land im Gebirge", „Das Bergsteigen und die Berge" und „Bergvölker der Erde mit ihren Religionen" mit eigenen Augen anzuschauen.

Doch bei aller Begeisterung der vielen tausend Besucher gibt es auf den Straßen kein großes Gedränge. Wie das?

Die Leute kommen mit dem Zug nach Brixen und fahren von dort mit der mittlerweile halbstündlich verkehrenden Schnellbahn nach Bruneck. Auch aus Osttirol und dem Bellunesischen kommen die meisten per Bahn. Wer den Stadtbus nicht benutzen möchte, spaziert über die Fußgängerzone, die direkt am Bahnhof beginnt, zum Schloss. Die Brunecker sagen ja immer noch „der Bahnhof" zum intermodalen Knotenpunkt, der jeden Tag von mehreren tausend Leuten genutzt wird. Wer den Geist der Zeit immer noch nicht erfasst hat und es sich einfach nicht abgewöhnen kann, sein Elektro- oder Wasserstoffauto spazieren zu fahren, parkt in der Tiefgarage unter dem Schloss. Und ein häufig erzählter Witz beginnt mit den Worten: Da wollten mal einige Hanseln, die ihren Schlund einfach nicht voll kriegen konnten, das grüne Tal zubetonieren ........

Glücklicherweise konnte das gesamte Pustertal in seiner Einmaligkeit und Urtümlichkeit ebenso erhalten werden wie seine architektonische Eigenart.

Unsere Stadtgasse ist mittlerweile eine urgemütliche Einkaufsstraße geworden, in der nicht nur 0815-Klamotten angeboten werden, sondern eine kunterbunte Vielfalt. Der Graben ist längst für den Verkehr gesperrt und zu einer Flaniermeile mutiert, um die Bruneck von so mancher Weltstadt beneidet wird.

Kurz: Bruneck hat sich zu einer veritablen Geschäfts- und Kulturstadt entwickelt, die ihresgleichen sucht und eine Lebensqualität bietet wie sonst nur Städte in der Toskana....

Walter Harpf  –  Bürgerinitiativen Bruneck, am 04.05.02

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