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Bruneck, 26.7.2005 Leserbriefe
Signal: Abriss des Gerichtsgebäudes Welsberg

Trotz der Bemühungen des Landesdenkmalamtes, des Heimatpflegeverbandes und unzähliger Bürger/innen aus nah und fern ist das 700 Jahre alte Gericht nun endgültig der Baulobby zum Opfer gefallen.

In diesem geschichtsträchtigen und heimatkundlich interessanten Bauwerk wurden bis 1999 richterliche Funktionen ausgeübt.

Das Gebäude war von einem besonderen kunsthistorischen Wert und in seinem Inneren ließen sich eine interessante baugeschichtliche Entwicklung und verschiedene Baustile vom gotischen zum barocken bis zum neoklassizistischen nachweisen; während die Kellerräume durch alte gotische Gewölbe bemerkenswert waren, konnte man in den höheren Stöcken schöne Stuckatur-Decken bewundern.

Geschichtsbewusstsein entwickeln bedeutet kollektive Erinnerungen stärken. Ohne unsere tiefen Wurzeln in der Vergangenheit zu kennen, können wir weder die Gegenwart beurteilen noch die Zukunft gestalten. Wie aber sollen unsere Kinder und nachfolgende Generationen dieses Geschichtsbewusstsein entwickeln, wenn ihnen wesentliche Geschichtsquellen weggebaggert werden.

Wie beschämend und verlogen, wenn man das mit öffentlichem Interesse zu rechtfertigen versucht!

Ulrike Hohr, Bürgerliste Bruneck


Der kultivierte und tatkräftige Herr Bürgermeister hat es also über Nacht doch noch geschafft, diese "alte Carabinierikaserne" (Zitat Mittermair) in einen Parkplatz vor seinem Geschäft, oder noch schlimmer, in ein Beton-Glas Gebilde der berüchtigten Art zu verwandeln.

Alle Versuche, zu erklären, dass man sich das alte Gerichtsgebäude in renoviertem Zustand als höchst wertvollen Bestandteil Welsbergs und dessen Geschichte vorzustellen habe fruchteten nichts; trotz aller Evidenz übersah man geflissentlich, dass einzig der Bürgermeister dafür verantwortlich ist, dass die Ruine erst entstand, die man dann als Schandfleck eliminieren zu müssen vorgab. Aber Kausalitätsüberlegungen überfordern Provinzpolitiker und deren Fans bekanntermaßen. Hauptsache "mir sein mir, und mir werden' s den Besserwissern schon noch zeigen; jawoll!" Aber es ist ja nichts Neues, dass gegen Dummheit gepaart mit Arroganz kein Kraut gewachsen ist.

Noch bedenklicher: Man hat wohl gemerkt, dass Eile geboten ist; schließlich ist politisch absehbar, dass man höchstens noch ein paar Jahre Zeit hat, um das, was man noch als Heimat empfinden könnte, definitiv auszuschlachten und unter sich aufzuteilen. Man ist ja schließlich nicht hinterwäldlerisch!

Wir werden demnächst einen ungeahnten Boom an Südtiroler Tüchtigkeit erleben mit Wasserkraftwerken an den letzten natürlich verbliebenen Bergbächen, mit "dynamischen" Schnellstraßen überallhin, dem Ausverkauf der letzten noch nicht "optimierten Kubatur" usw.

Schade um die Südtiroler Volkspartei! Wer hätte gedacht, dass es einmal so endet!

PS

"Jetzt lassen wir sie halt ein bisschen protestieren und sich auf den Leserbriefseiten austoben. Das legt sich schon wieder und wie wir ja wissen, vergessen und verzeihen die Leute ja eh alles.... Die Unseren geben uns ja recht; wie ergreifend, wie die Angestellten des Bürgermeistergeschäftes den Abbruch-Baggerfahrern Sekt einschenkten! Hätte es eines noch klareren Beweises bedurft?"

Walter Harpf Aktuelles / Termine