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Leserbrief an die Stadt Lienz in Osttirol 24.2.2003
Osttirol: Tourismus oder Straßenverkehr?

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit Jahren komme ich als Gast in Ihre Stadt, um mich in der gesunden Bergluft zu erholen. Lienz bietet mit seiner südlich-zentralen Lage in den Alpen einen hervorragenden Ausgangspunkt für viele reizvolle Bergtouren und abwechslungsreiche Tal-Aktivitäten. Aber auch persönliche Freundschaften ziehen mich immer wieder dorthin.

Leider sind in den letzten Jahren zwei Entwicklungen zu beobachten, die die Freude des Besuches trüben: da ist zum Einen die Verkehrsentwicklung. Als umweltbewußter Mensch versuche ich - wo es für mich möglich ist - mit dem Zug anzureisen. Aber gerade die Erreichbarkeit mit der Eisenbahn hat in den letzten Jahren stark gelitten (fehlende Anschlusszüge, lange Umsteigezeiten, keine Rückfahrtmöglichkeit), so dass ich bei meinem letzten Besuch selbst aufs Auto umgestiegen bin.

Tragischerweise habe ich damit zur zweiten Fehlentwicklung in Lienz und Umgebung mit beigetragen: der immer mehr zunehmenden Luftverschmutzung. Gerade das Gut, nämlich saubere, frische Luft, weswegen ich bei Ihnen meinen Urlaub verbringe wird stetig und spürbar weniger. Dies kann ich mit Bestimmtheit sagen, weil ich als Asthmatiker ein besonderes Anzeigesystem, die Atemnot, habe. Aber auch wer darüber nicht verfügt, kann die Dunstglocke, die über Lienz hängt, mit eigenen Augen sehen. Besonders Winterurlaube mit den typischen windstillen Hochdruckwetterlagen (=kalt und sonnig) und damit geringem Luftaustausch am Boden werden für mich zur Qual, weshalb ich diese Jahreszeit für Besuche bereits meide.

Ich appelliere daher an die politisch Verantwortlichen sich nicht nur im Interesse der Gäste, sondern insbesondere auch für die eigene Bevölkerung aktiv für eine umwelt- und menschengerechte Verkehrsplanung und Stadtentwicklung einzusetzen, damit der Lienzer Talboden bewohnbar und die sprichwörtliche "frische Bergluft" auch für zukünftige Generationen erlebbar bleibt.

Die Frage nach dem "Wie?" ist schnell beantwortet. Andere Tourismusregionen (Allgäu, Freiburg, Engadin, ..., und sicher auch Regionen in Österreich ) haben längst lokale öffentliche Verkehrssysteme etabliert und betreiben diese mit Erfolg, d. h. guter Auslastung. Im Gegensatz zur Schule ist in diesem Fall abschauen erlaubt! Denn gerade die lokale / regionale Versorgung mit öffentlichen Verkehrsangeboten ist für eine Tourismusregion wichtig, da die Gäste auch vor Ort mobil sein wollen. Durch die Nutzung von Einheimischen wird die Auslastung weiter erhöht und Pkw-Fahrten substituiert. In der Folge erhöht sich die Attraktivität der Innenstadt, die heute durch den starken Einkaufs- und Freizeitverkehr arg belastet ist.

Ich wünsche Ihnen und mir ein lebenswertes Osttirol mit einem vorbildlichen Konzept für die Erfüllung der Mobilitätsbedürfnisse von Einheimischen und Gästen.

Thomas Scheer
D-91438 Bad Windsheim

Presseaussendung der Österreichischen Ärztekammer

Internationales Symposium "Verkehr und Luftverschmutzung" an der TU Graz

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