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Pressemeldung von Fahrgast Österreich 12.2.2003
Verkehrspolitik fängt in Tirol an

Wie nicht anders zu erwarten, hat das Europäische Parlament am 12. Feber 2003 bei der Abstimmung über den auch auf Druck des italienischen Verkehrsministers Pietro Lunardi eingebrachten Vorschlag von Luciano Caveri, der einer "versteckten Freigabe des Lkw-Transitverkehrs" durch das Staatsgebiet der Republik Österreich gleichkommt, Österreich eiskalt abblitzen lassen. Man könnte nun lauthals über die EU und ihre Art, grundlegende Lebensinteressen speziell der Tiroler Bevölkerung mit Füßen zu treten, lamentieren.

Nachdem Teile des Landes Tirol angesichts der hohen Schadstoffbelastung der Luft ohnedies als Sanierungsgebiete ausgewiesen sind, sollte die Aufmerksamkeit jedoch in erster Linie unseren einheimischen PolitikerInnen gelten. Sie werden umgehend Nachtfahrverbote und sektorale Fahrverbote zu erlassen haben, um sich nicht dem Vorwurf einer vorsätzlichen Vergiftung der eigenen Bevölkerung auszusetzen. Daran führt kein Weg vorbei.

Allerdings erlauben wir uns als Österreichische Fahrgastvertretung in diesem Zusammenhang auch auf Missstände hinzuweisen, die im eigenen Land umgehend abzustellen sind. Denn was ist von PolitikerInnen zu halten, die sich einerseits für die Autobahnausfahrt Innsbruck Mitte stark machen, obwohl bekannt ist, dass dadurch das Verkehrsaufkommen und der Schadstoffausstoß weiter ansteigen werden, andererseits aber eine Eindämmung des Transitverkehrs fordern?

Aber es kommt noch dicker: Wenn man diese PolitikerInnen danach fragt, warum beim vom Gemeinderat der Stadt Innsbruck bereits im Jahr 2001 einstimmig beschlossenen Ausbau der umweltfreundlichen Straßenbahn nichts weitergeht, kann man erfahren, dass dafür kein Geld vorhanden ist.

Es wiederholen sich also genau jene Antworten, die man erhält, wenn man nachfragt, warum die Zugverbindungen ins Pustertal ständig schlechter werden oder warum die marode Streckeninfrastruktur der Außerfernbahn nicht endlich saniert wird.

Es braucht sich also bitte niemand zu wundern, wenn sich möglicherweise bereits im Europäischen Parlament herumgesprochen hat, dass die einheimischen PolitikerInnen immer noch viel lieber zusätzliche Straßen bauen, als sich um umweltfreundliche Alternativen verdient zu machen.

Die EU hat bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass unsere PolitikerInnen im eigenen Haus Ordnung machen sollen. Wir müssen unseren PolitikerInnen schnell auf die Sprünge helfen. In Tirol bricht demnächst die Vorwahlzeit an. Wir sollten uns daher bei den PolitikerInnen umhören, um bei den Wahlen dann jenen die Stimme zu verweigern, die weiterhin tatenlos zusehen, wie unser lokaler Wirtschaftsraum mit Füßen getreten und unsere Lebensgrundlagen zerstört werden. Die EU scheint - so paradox es klingt - teilweise sogar mit der Meinung des legendären Tiroler Landeshauptmannes Eduard Wallnöfer konform zu gehen: "Sucht die Verräter zuerst in den eigenen Reihen!"

MMag. Martin Teißl
Tiroler Landessprecher von Fahrgast Österreich und Mitarbeiter bei Fahrgast - Pro Bahn Allgäu/Tirol
Internet: www.fahrgast.at

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