Wie man klammheimlich eine Schnellstraße baut Erhöhte Unfallgefahr: Wir brauchen keine neue Straße Aktuelles / Termine
Plattform Pro Pustertal: PPP-Treffen vom 27.09.02 im Pacherhaus, Bruneck

Die Kardinalfragen nach Straßenkategorie, Kurvenradien, Art der Umfahrungen sowie nach einem zeitlichen Rahmen für die Bahn- Revitalisierung sind trotz wiederholter Nachfragen, von Seiten des Bautenlandesrates unbeantwortet geblieben. Man wird verstehen, wenn wir uns darauf einen Reim machen.

Die Schnellstraßen- Andenker sind nach wie vor auf Werbetour. Und zwar täglich, während wir auf Antworten warten! In St. Kassian hatte man am 16.09.02 sehr wohl Zeit, den dortigen, bekanntermaßen schnellstraßenfreundlichen Bürgermeistern Näheres zu erzählen. Ebenso bei der Bezirksleitungssitzung von Bruneck, am 20.09.02.

Die folgenden Presseausendungen der Straßenbefürworter blieben von unserer Seite unbeantwortet. Wir schauen tatenlos zu, wie man versucht, die Stimmung doch noch zu kippen! Bisher war immer die Rede von 8 Metren Kronenbreite. Plötzlich redet man wie selbstverständlich von 10,5 Meter; das bedeutet allerdings Schnellstraße oder „superstrada di montagna a scorrimento veloce“ bzw. Transitroute!

Das heißt, dass auch die Bezirksgemeinschaft an der Irreführung der Bevölkerung beteiligt ist, zumal deren Präsident mit dieser Straßenbreite angeblich keine Probleme hat!

Es bleibt auch unwidersprochen, wenn, wie bei der gestrigen Sendung von „Südtirol heute“, die Auflassung bzw. Nichtberücksichtigung weiterer Haltestellen im Pustertal, zwecks Verringerung der Korridorzüge- Fahrtzeit, gefordert wird. Das belegt nichts anderes als dass inzwischen jedes Mittel recht ist, die Bahn zu eliminieren! Diese Absicht widerspricht zudem allen PPP- Vorstellungen von einem S- Bahn ähnlichem Bahnservice! Das ablehnende Abstimmungsverhalten der SVP- Landtagsabgeordneten beim grünen Beschlussantrag vom 25.09.02 lässt Schlimmes befürchten; insbesondere angesichts der Tatsache, dass sich noch im November 2001 zwölf von ihnen zu den identischen Forderungen bekannt hatten! Die internationale Lage lässt ebenfalls nichts Gutes erwarten- siehe Österreichs Verkehrsminister Reichhold, Lunardi, Berlusconi ....

Falls man von Seiten der Landesregierung auf unsere Vorstellungen eingehen will, sollte man besser beizeiten mit uns sprechen und nicht versuchen, uns vor vollendete Tatsachen zu stellen. Wenn die Pläne erst einmal in den Gemeinden sind, wird angesichts der vorherrschenden politischen Verhältnisse jeder Abänderungsvorschlag so gut wie aussichtslos!

Wir werden uns aber auch zu wehren wissen, wenn man die bisherige Strategie fortsetzen möchte, trotz des gerade durch unsere Arbeit offensichtlich gewordenen Wunsches der Bevölkerung nach Schonung unseres Tales. Ab jetzt werden Ross und Reiter beim Namen genannt! Die entsprechenden Dokumente liegen vor. Dann wird es für die verantwortlichen Politiker aber sehr schwer, das Gesicht zu wahren.

PPP hat nicht das warme Wasser erfunden. Was wir bei unseren Treffen besprechen, erweckt Dejavu´- Erlebnisse. Alles, was wir reden und schreiben, hat es in Bruneck, Mühlbach, Welsberg und Niederdorf schon vor 20 Jahren gegeben! Getan wurde allerdings jeweils das Gegenteil des Angekündigten. „Moderat“ blieb ein leeres Wort. Warum sollte es diesmal anders sein? Wenn wir nicht bald angemessen und massiv reagieren, haben wir am Ende nur viel heiße Luft verbreitet und unsere Zeit verschwendet!

Das wird aber nicht geschehen. Dafür sind wir schon zu stark. Die PPP muss weiterbestehen, hat viel geleistet und kann dies auch in Zukunft tun. Wir dürfen aber nicht zusehen, wie unser bisher zu „moderates“ und lahmes Auftreten (in Straßenangelegenheiten) den alles eher als moderaten Ausbauabsichten das Feld überlässt!

Jede weitere Bemühung um die Bahn ist übrigens sinnlos, wenn es nicht gelingt, die von der Landesregierung favorisierte Priorität der Straße zu brechen.

Herbert Denicolo´ müsste um jeden zusätzlichen Druck froh sein, falls er wirklich hinter dem steht, was er sagt, wovon man hoffentlich ausgehen kann!

Es sei noch einmal gesagt: Der moderate Ausbau der Pustertaler Straße auf eine Kronenbreite von 8 Metern (z.Z. 6 m) mit kleinräumigen Dorfumfahrungen und Begradigungen sind der dringliche Wunsch der Bevölkerung und finden politischen Konsens.

Wäre hingegen der überdimensionierte 10,5 Meter- Ausbau nach dem Muster von Mühlbach, Welsberg und Niederdorf, was nichts anderes als die Realisierung einer Europa- Transittrasse, oder „superstrada di montagna a scorrimento veloce“ bedeutet, tatsächlich- wie häufig behauptet- ein Anliegen breiter Bevölkerungsteile, wäre die mittlerweile offensichtliche Kumpanei hoher Politiker- dies- und jenseits der Grenze- mit den Betonierern durchaus legitim und diese „grande opera“, samt Alemagna- Anschluss, schon längst realisiert!

Da dem aber nicht so ist, was spätestens nach der PPP- Bürgerversammlung von St. Lorenzen auch dem Letzten klar sein könnte, müssen Bevölkerung und Gemeinderäte seit 20 Jahren von Teilstück zu Teilstück hinters Licht geführt (verraten und verkauft!) und vor vollendete Tatsachen gestellt werden!

Wir erinnern uns alle an die ausgebliebenen politischen Folgen des Flugplatzausbaues in Bozen. Dass das, bei allem angesagten politischen Patriotismus, im Pustertal diesmal anders sein könnte, ist unsere letzte Karte!

Entweder wir klären diese Frage noch vor den Wahlen, oder es ist ums Pustertal geschehen und wir werden bald Eisacktaler Verhältnisse haben, aufgrund der kurzsichtigen, eigennützigen und politisch gedeckten Narrenfreiheit einer Minderheit und dank der gutgläubigen und fatalistischen Tatenlosigkeit der sogenannten schweigenden Mehrheit!

Walter Harpf, Bruneck Aktuelles / Termine