Wie man klammheimlich eine Schnellstraße baut Aktuelles / Termine
23.6.2004 TECHNISCHE UNIVERSITÄT WIEN
INSTITUT FÜR VERKEHRSPLANUNG UND VERKEHRSTECHNIK ( TUW-IVV )
Offener Brief an Brunecks Bürgermeister
Betrifft: Mobilitäts- und Verkehrskonzept
Sehr geehrter Bürgermeister!

Als ich im Bahnhof in Bruneck nach meiner Ankunft erfuhr, dass Prof. Peter Tiefenthaler nicht erscheinen würde, war meine erste Reaktion, den nächsten Zug zu nehmen und wieder heim zu fahren, was ich auch Herrn Dr. Michael Peintner mitteilte, der mich abholte. Er wird sich vermutlich noch daran erinnern.

Jetzt, wo sich der Nebel über die eigenartigen Vorgänge im Zusammenhang mit der Vergabe des Mobilitäts- und Verkehrskonzeptes in Bruneck, durch die e-Mails und Nachrichten der Gemeinderäte Walter Harpf und Dr. Günther Lang, immer mehr lichtet, zeigt sich für mich ein immer klareres Bild. Ich war daher durch ihren Anruf, Herr Bürgermeister, nach der Gemeinderatsitzung überhaupt nicht verwundert, dass Prof. Konrad Bergmeister den Zuschlag erhalten hätte. Am 26. Mai 2004, am Abend nach meiner Präsentation, hatte ich ein Telefonat mit einem Kollegen, der die Verhältnisse in Bruneck besser kennt als ich. Ich erzählte ihm von dem Desinteresse an meinen Ausführungen bei einem Großteil der Gemeinderäte und die zum Teil deutlich sichtbare Ablehnung. Er sagte mir damals, dass die Sache schon im obigen Sinn „gelaufen“ war. Das Hearing war nur eine Show für manche Bürger.

Schon die Art der Einladung dazu befremdete mich, weil sie weniger dem Thema eines ernsthaften Angebotes, als viel mehr der Teilnahme an einem Schauspiel ähnelte. Dazu passt auch die Mitteilung über die Vorabstimmung einer Gruppierung des Gemeinderates, das Übergehen elementarer Regeln der Fairness gegenüber den Bewerbern im Bezug auf Gleichbehandlung, der Umgang mit Angebotssummen und Inhalten, die auffällig gezielte einseitige Nachbesserung etc. Diese Vorgangsweise erinnert mich sehr stark an meine jahrzehntelangen Erfahrungen mit Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Großprojekten, die im Interesse bestimmter Lobbys gegen die lokale Bevölkerung durchgesetzt werden sollen. Auf Gemeindeebene war diese Erfahrung für mich neu, insbesondere in Südtirol. Da ich seit jeher immer zum Wohl der lokalen Bürger und der lokalen Wirtschaft (nicht nur verbal, sondern real und nachweisbar) arbeite, wozu auch ein gutes Klima vor Ort wichtig ist, möchte ich auch in Zukunft nicht davon abgehen.

Ich kann daher annehmen, dass ich überhaupt nicht zur bestehenden Konstellation in Bruneck gepasst hätte. Erfahrungsgemäß sucht sich der Auftraggeber immer die zu ihm passenden Auftragnehmer.

Heute bin ich froh, dass ich diesen Auftrag nicht bekommen habe, weil mir damit die Möglichkeit geboten ist, ein Jahr meines Lebens sinnvolleren Tätigkeiten zu widmen (Der Mensch denkt, aber Gott lenkt).

Den Bürgern und ihrer Wirtschaft werde ich – falls sie mich benötigen – auch in Zukunft gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Mit freundlichen Grüßen
Prof. H. Knoflacher

Kundgebung in Niederdorf am 29.3.2003: Bahnhof Abschied von unserer geliebten
PUSTERTALER BAHN
Bahn-Abbau auch in Südtirol beängstigend Aktuelles / Termine