Bahn-Abbau auch in Südtirol beängstigend

Ich war gestern in Sillian in Osttirol auf einer Pressekonferenz wegen der Zugverbindung "Lienz - Innsbruck - Lienz". Auf meiner Anreise mit der Bahn machte mein Zug auch in Niederdorf halt. Was es dort zu sehen gibt, ist eigentlich ein Skandal ersten Ranges.

Niederdorf: Gleisabbau Am Bahnhof Niederdorf wurden ALLE Gleisanlagen abgerissen. Es liegt nur noch ein einziges Gleis. Nachdem die Pustertalbahn eingleisig ist, können dort keine Zugkreuzungen mehr stattfinden. Sollte irgendwann in der Zukunft jemand auf die Idee kommen, mehr Güter auf dieser Bahn befördern zu lassen, kann es Probleme geben, wenn die Kreuzungsgleise fehlen: Abbau von Kreuzungsgleisen führt zu einer Verminderung der Streckenkapazität speziell bei eingleisigen Strecken. Und dieser Skandal ist nur die Spitze eines Eisberges: Denn wenn man in Niederdorf am Bahnhof in einem Zug sitzt, der Richtung Franzensfeste fährt und zur linken Seite aus dem Fenster schaut, sieht man ein großes Straßenbaustellenloch, an dem gerade gearbeitet wird. Ich nehme mal an, das soll eine weitere (überdimensionierte) Ortsumfahrung werden.

Um Millionen von Euro baut man eine neue Straße, und direkt daneben am Bahnhof wurden vorsorglich bereits sämtlich Gleisanlagen abgerissen..

Es wäre ein Skandal höchsten Ausmaßes, wenn die FS plötzlich und unerwartet die Gütergleisanlagen in Franzensfeste oder Innichen abreißen würde, nur weil die Bahnhöfe zur Zeit im Güterverkehr geschlossen sind. Solche Dinge sind in Deutschland längst an der Tagesordnung (siehe Güterbahnhof Rosenheim).

Mir soll nur ja kein politisch Verantwortlicher sagen, dass es in Italien ernsthafte Überlegungen gibt, den Straßengüterverkehr teilweise auf die Schiene zu verlagern. Jede diesbezüglichen Aussage ist angesichts der geschilderten Fakten Lug und Trug! Es ist höchst an der Zeit, dass der sich nun auch in Südtirol anbahnende Gleisabbau sofort und umgehend ein Ende findet. Italien ist zwar flächenmäßig ca. 3,5 mal so groß wie Österreich, verfügt aber bereits jetzt im Wagenlandungsverkehr um ca. 100 Güterverladestellen weniger als Österreich. Nachdem in Südtirol jetzt Wahlkampf ist, kann man die PolitikerInnen ja einmal fragen, wie sie der aufgezeigten Problematik gegensteuern wollen, und zwar ganz KONKRET, auf den BESTEHENDEN Bahnstrecken.

Ein allgemeines Geschwafel zum Brennerbasistunnel wirkt angesichts dieser Fakten doch mehr als lächerlich. Für wie dumm will uns die "Politik" eingentlich verkaufen?

Mit freundlichen Grüßen
Martin Teißl- Tiroler Landessprecher von Fahrgast Österreich, am 27.11.02
(Besuchen Sie auch www.erlebnisbahn.at/ausserfernbahn und www.probahn.de/ausserfernbahn )

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