Tunnel ohne LKW Aktuelles / Termine
Internationaler Tag gegen Lärm: 24. April 2002 Medieninformation 23.4.2002
VCÖ-Salzburg für rasche Lärmminderung an der Tauernautobahn

Verkehrslärm ist derzeit das größte Umweltproblem für die Anrainerinnen und Anrainer entlang der Tauernautobahn. Eine Studie des VCÖ zeigt, dass Lärm Menschen krank machen kann und die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Anlässlich des Internationalen Tages gegen Lärm fordert der VCÖ-Salzburg Maßnahmen gegen die wachsende Lärmbelästigung entlang der Tauernautobahn.

Je höher das Tempo des Autoverkehrs, umso größer ist die Lärmbelästigung. Der VCÖ-Salzburg fordert daher, dass vor allem in den Sommermonaten die Tempolimits verstärkt kontrolliert werden. Denn es ist nicht einzusehen, dass die Anrainer entlang der Tauernautobahn um ihren Schlaf gebracht werden, wenn sie in der Nacht ihre Fenster offen haben. Die neue Abschnitts-Tempokontrolle erleichtert die Überwachung. Besonderes Augenmerk muss auf den Lärm durch Motorräder und Lkw gelegt werden.

Um den Nachtlärm zu verringern, fordert der VCÖ-Salzburg ein Nachtfahrverbot für Lkw auf der Scheitelstrecke. Dringende Fahrten zur regionalen Versorgung sollen vom Nachtfahrverbot ausgenommen werden. Dieses teilweise Lkw-Nachtfahrverbot hat sich in einigen Tiroler Regionen bewährt, in der Schweiz gilt seit Jahrzehnten die Lkw-Nachtruhe mit nur ganz wenigen Ausnahmen. Außerdem muss nach Meinung des VCÖ-Salzburg für das Flachautal und das Liesertal dasselbe Tempolimit wie im Lungau, nämlich 100 km/h, verfügt werden.

Diese kurzfristigen Maßnahmen müssen dann durch bauliche Maßnahmen ergänzt werden. Wenn Rettungsstollen statt der sündteuren 2. Tunnelröhren gebaut werden, bleiben 200 Mio Euro für Anrainerschutzmaßnahmen übrig. Mit dieser Summe könnten die nötigen Maßnahmen finanziert werden, um für die 8 Scheitelstreckengemeinden den Lärm halbwegs einzudämmen, fordert Mag. Karl Regner vom VCÖ-Salzburg eine Lärmlösung im Interesse der Anrainer.

Bei Rückfragen: Mag. Karl Regner, VCÖ-Salzburg Tel. 0662-643191

Presseschau:
ROGER MARESCH, 18. April 2002, Tennengauer Nachrichten:
Der Verkehr ist ja kein Naturgesetz

Stoppen wir die Transitlawine über Tauern und Brenner! Unter diesem Motto diskutierten vergangenen Donnerstag Experten und Bürger im Ziegelstadl. Kardinalrezept gegen die Verkehrsflut konnte keines gefunden werden. Viel war aber die Rede von Mut und einem notwendigen Umdenken.

In den kommenden Jahren soll die Europäische Union von 15 auf bis zu 25 Mitglieder wachsen. Für Salzburg ist die Ost-Erweiterung durch die Aufnahme Sloweniens auch eine Süd-Erweiterung. Schon jetzt donnern bis zu 5000 Lkw täglich auf der Tauernautobahn (A 10) durch Salzburg. Experten haben errechnet, dass der Schwerverkehr um 40 Prozent zunehmen wird, wenn es zur Erweiterung kommt. Um dieses Szenario zu verhindern, wollen lokale Initiativen und Politiker Druck auf Wien und Brüssel ausüben.

Diesen Druck zu erzeugen verstehen die drei Teilnehmer am Podium bestens: Fritz Gurgiser aus Vomp, vertritt als Obmann des Transitforums Austria-Tirol 60 Gemeinden und leistet seit 15 Jahren Transit-Widerstand.

Halleins Bürgermeister Christian Stöckl ist Sprecher der Plattform Transit Salzburg, in der sich die Anrainer-Gemeinden der A 10 zusammengeschlossen haben. Zur Plattform gestoßen sind nun auch Kärntner Kommunen. Peter Haibach repräsentiert als Sprecher der Plattform der Verkehrsinitiativen im Großraum Salzburg 30 Initiativen aus Salzburg und dem angrenzenden Oberösterreich und Bayern.

Wenn wir das Haus Europa weiterbauen, ohne das Fundament zu verstärken, dann kann das Gebäude nicht stehen, findet Stöckl eine schöne Metapher. Es entstehe ein schönes Europa für Diplomaten und Politiker, aber nicht für die Menschen.

Nach dem Schulterschluss der Verkehrsplattformen sei der Ball jetzt bei den Landes-, Bundes- und EU-Abgeordneten, betont Haibach: Ob in Form der Gallier oder Tiroler Freiheitskämpfer - wir werden uns jedenfalls wehren. Der Ball liegt bei uns, nicht in Brüssel, will Gurgiser Verantwortung übernehmen und appelliert für den eigenen Lebensraum zu kämpfen: Es sind unsere Kinder, die vergiftet werden. Wenn die Politiker sagen, sie können nichts machen, dann werden wir sie halt abwählen, macht der Tiroler seinem Unmut Luft: Die Täter sind lokalisiert, sie sitzen in der EU-Kommission in Brüssel.

Fritz Gurgiser pocht auch auf die Einhaltung der Transitverträge: Da gibt es nix mehr zu verhandeln! Wir sind bereit, auch zu nicht alltäglichen Mitteln zu greifen. Der Gurgiser kann auf uns zählen, gibt der Oberalmer Hermann Grasshof eine verbale Unterstützungserklärung ab: Ich möchte meinen Kindern später in die Augen schauen können, kann sich der Verkehrsaktivist eine Blockade der Tauernautobahn vorstellen. Für Kreativität in dieser Sache spricht sich Peter Haibach aus, der es aber nicht bei Einzelaktionen bewenden lassen will: Man kann ja etwa Kindernachmittage auf der Autobahn organisieren.

Unser eindeutiges Ziel ist ein minimales Verkehrswachstum auf der Tauernautobahn, unterstreicht Halleins Bürgermeister: Die Alpen können nicht unendlich viel Verkehr schlucken - das muss auch in die Köpfe aller Verkehrsminister. Wenn schon, dann müsse man den Gesamt- und nicht nur den Transitverkehr zum Feind erklä-ren, sonst belügen wir uns selbst, differenziert Wolfgang Schock von der Österreichischen Schnellstraßen AG und bekommt Schützenhilfe von AK-Verkehrssprecher Wolfgang Schnauder: Wenn wir den Transitverkehr diskriminieren, wird die EU uns nicht helfen.

Mit Steuern steuern, will Josef Weiser von der Salzburger Verkehrsinitiative Rote Elektrische. Die Straße müsse teuer werden, um die Schiene attraktiv zu machen. Schock: Es muss weh tun. Eine nicht angebrachte EU-Hörigkeit ortet Pfarrwerfens Bürgermeister Simon Illmer (ÖVP) bei heimischen Politikern. Gurgiser: Ich erlebe seit zehn Jahren, dass die österreichische Politik nicht gestaltet, sondern nur schlecht verwaltet.

Stöckl: Wir brauchen jetzt den Druck der Öffentlichkeit, damit man uns hört. Nach einer Blockade der Tauernautobahn wäre auch ein Volksbegehren denkbar. Ein EU-Veto in Brüssel könnte Österreich als letzten Trumpf ausspielen, spielt Stöckl ein mögliches Szenario durch. Heute werden wir keine Verkehrsprobleme lösen können, ist sich Gurgiser im Klaren: Aber wir brauchen mehr Mut und keine Scheu. Der Verkehr ist ja schließlich kein Naturgesetz!

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