Ort und Zeit der Handlung: Verschönerungsverein Waidbruck - jetzt.

Personen:
Bürofräulein
Tourismus-Berater,Herr Engel
Oberplunger Thomas
Schönauer Sepp
Oberplunger Rosina
Nudl Greatl
Eventuell noch einige Anrainer und Nutznießer der neuen Brennerlinie

Managment-Berater betritt das Büro, stellt sich vor und bietet seine Dienste an.

Herr Engel: Grüß Gott, ich habe gehört, Sie brauchen eine Beratung in Sachen Tourismuswerbung. Ich bin der richtige Mann dafür.

Bürofräulein: Jo, des isch ins schun recht. Mir braucheten a nuis Tourismuskonzept für Waidbruck, weil mir gonz nuie Infrastrukturen kriegn. De Gelegenheit mit dem Brennerbasistunnel, dem BBT, mechten mir net verpassen.

Herr Engel: Ja, da kann ich Ihnen helfen. Wir können gleich damit beginnen.

Bürofräulein: Na, na, grod no a Momentele - die Rosina, die Greatl, der Sepp und der Thomas, de waren on der nuien Tourismusentwicklung a sehr interessiert.

Ruft: Greatl, Rosina, Sepp, Thomas, geaht inner. Der Herr do hot enk eppes Interessantes zu sogn.

Begrüßung, die Bürger/innen nehmen Platz. Der Berater pflanzt sich hinter dem Schreibtisch verheißungsvoll auf. Das Bürofräulein setzt sich zu den Bürgern.

Herr Engel: Als Erstes müssen wir eine Bestandsanalyse vornehmen: Was hat Waidbruck an Sehenswürdigkeiten zu bieten? Und wie können sie touristisch wirksam und werbestrategisch richtig eingesetzt werden?

Da ist einmal das Schloss, die Trostburg, aber diesen Bereich überlassen wir der Gröber Thresl, die beherrscht das Know-how der publikumswirksamen Schlossführung bestens.

Zweitens, die Ausgrabungen in der Kirche und in der Zone Tammerle, die interessante Funde aus der Römerzeit ans Tageslicht gebracht haben. Darum kümmert sich der vielseitig interessierte Mechanikermeister Karl Kerschbaumer. Das ist gut so, (vor vorgehaltener Hand): Sonst pfuscht er uns noch ins neue Eisenbahnprojekt und leitet den Tunnel am Ende noch um.

Und nun zu Punkt drei. Wir kommen zu den zukunftsweisenden Objekten, die da wären der BBT und die südliche Zulaufstrecke, alles 100%ig umweltgeprüft und bestens geplant. Liebe Waidbrucker, Barbianer und Lajener, das ist die Chance, das ist eure Chance! Die kommt nur einmal, die dürft ihr nicht verpassen!

Bürofräulein: De nuie Entwicklung mecht mer net verschlofn. Sie miessn ins holt sogn, was mir olles tien miesn.

Herr Engel: Da heißt es zuerst einmal wachsam sein, sich mit allen Mitteln dafür einsetzen, dass Waidbruck die Tunnelausfahrt auch bekommt und dass nicht die Pusterer mit der Alemagna die Nase vorn haben.

Thomas: Do gründ mer am beschten glei a Bürgerinitiative und geben teiflisch Gas.

Herr Engel: Euer Elan gefällt mir. So ist es recht. Dann können wir gleich zur Werbestrategie übergehen, Dazu baucht es flotte Sprüche. Wie wär´s damit:

"Zuerst DDT, dann BSE und endlich BBT!"

Rosina: Na, sein des net olles Gifter? Mit so eppes wer mer wohl net Reklam mochen kennen.

Herr Engel: Nur nicht so zimperlich, so kommt man in die Schlagzeilen. Medienwirksam muss man sich verkaufen. Oder wie gefällt ihnen dieser Slogan: "Den Tunnel hat der Berg im Bauch, in Waidbruck furzt er ihn wieder aus."

Sepp: Schun a bissl ordinär, aber na, na, der gfollt ins schun. Oder wos sogt denn es?

Die Anderen: Jo, jo ,deftig, ober guet. Ha,ha ,ha, ha ...

Herr Engel: Na gut, nun kommen wir zur Realisierung des Projektes, das heißt, wir entwerfen ein wirklichkeitstreues Szenario.
Also. Beim Schönauer kommt der Tunnel an die Oberfläche. Auf den aufgeschütteten Wiesen wird ein Hubschrauberlandeplatz gebaut, das Haus bekommt noch ein paar Stockwerke aufgesetzt, und der Herr Schrott überwacht vom Tower aus den Flugbetrieb. Gleichzeitig kann er die anreisenden Gäste willkommen heißen. Da gibt´s schon einiges zu tun, denn die Kastelruther-Spatzen-Fans werden natürlich von der Straße auf die Schiene verlagert und müssen mit einem Schnapsl begrüßt werden.

Schönauer: Guet, guet, nocher brauch i meine Hitt net zum dritten Mol verstellen, wie i schun gfirchtet hon.

Herr Engel: Keine Frage, der Aufschwung kommt allen zu Gute.

Greatl: Und wos kannten die Rosina , die Planatscher Moidl und i ins olls nuis infolln lossn?

Herr Engel: Ja, ja, das Törggelen alleine ist freilich ein bisschen wenig, heutzutage muss man schon besondere Events anbieten. Beim Planatscher oben und beim Nudl könnte z.B. eine Aussichtsterrasse entstehen, von wo aus die Gäste die 400 modernsten Schnellzüge vorbeibrausen und die Hubschrauber starten und landen sehen könnten.

Greatl: Na, na, mit so an modernen Zuig isch mei Monn gwiss net einverstondn und der Planatscher Hansl no wieniger.

Herr Engel: Liebe Frau Greatl, Sie haben vielleicht eine Ahnung von einem Dampfschiff, aber nicht von der neuen Eisenbahn. Ich schlage vor, wenn sie schon so an den alten Traditionen hängen, engagieren sie eine Schuhplattlergruppe, die soll täglich ein paar Mal auftreten. Wenn die Burschen jauchzen, hört man das Pfeifen der Züge als Echo. Und ein paar Lautsprecher auf dem Stadelsöller könnten den Verkehrslärm und die Ziehharmonikamusik zu einem fantastischen neuen Sound mixen.

Rosina: Jo. Ober wie isch des, auf Nocht mecht mer holt a amol ohne Krawall schlofn gien kennen.

Herr Engel: Ja, kein Problem, mir scheint, Sie sind nicht richtig informiert. Die neue Bahn und der Bahnhof werden eingehaust, alles perfekt lärmgedämmt, aber - und das ist technisch einmalig - bei Tag geht beim Schönauer das sogenannte Waidbrucker Luck auf und bietet den Zuschauern Einblick in das faszinierende Schauspiel der 400 vorbeisausenden Schnellzüge, und am Abend geht das Luck -schwups- wieder zu, und es herrscht vollkommene Ruhe in Waidbruck und Umgebung.
Es sei denn, der Oberplunger Thomas möchte eine Channel-Disco einrichten, die Geräuschkulisse wäre ideal, und auch die Lichteffekte liefern Auto- und Eisenbahn gratis frei Haus.

Thomas: Des tat sich auszohln, ober de Loschter wern wohl net olle im Tunnel verschwinden?

Herr Engel: Nein, keine Sorge, die Laster und die alten Güterzüge bleiben euch schon erhalten. Das wäre ein richtig geiles Event, das würde nicht nur die Krampfadernschwadrone wie bei den Kastelruther Spatzen anlocken, na, na, da gibt sich dann die Jugend von Berlin bis Neapel ein Stelldichein. Die neue Bahn macht´s möglich. "Lederhosen und Hightech" das soll eure Devise sein, das ist die ideale Kombination von Tradition und Innovation. Das ist eure Zukunft!!

Bürofräulein: Jo, jo, de Vorschläge gfollen ins schun. Ober isch des jetz olls?

Herr Engel: Nein, da gibt es noch eine ganze Palette von heißen Tipps und lukrativen Möglichkeiten. Auf der Lärmschutzmauer z. B. könnten Sport- und Freizeitanlagen entstehen, im Winter zum Langlaufen und Eislaufen und im Sommer zum Schwimmen und Skaten geeignet. Wie Sie sehen, braucht es nur Einfälle, Kreativität und Innovation.

Rosina: Jo, inser Barbianer Bürgermeister, der isch a olm kreativ und der hot a Fantasie, der kannet wieder a Theaterstickl schreiben, vielleicht "Der Schrei aus dem Tunnel" für die Sommerspiele auf der Trostburg.

Herr Engel: Sehr gut, wichtig ist es,wie gesagt, Ihr haltet alle zusammen und ...

wollt ihr wirklich den BBT, so wählt geschlossen SV...!

Na, na, na, da ist mir ein Aurutscher passiert. Ich bin ja völlig unpolitisch als Berater.

Greatl: Jo, schon guet, mit Rom wellen mir es ins wegen de deitschen Parteinumen eh net vertien, suscht krieg mer de Ausfohrt am End gor net.

Zwischenrufe der Bürger/innen: Der Tunnel muess her, der Tunnel muess her...!

Herr Engel: Nicht so stürmisch, liebe Waidbrucker, wir sind kein Land von Protestierern. Vertraut auf eure Politiker, die werden es schon richten.

Rosina: Jo, jo, mir schtien schun olle hinter der "Stella alpina", nocher konn ins in Bozen und Rom nicht passieren und mir kriegen den BBT - Juchhe!

NEIN ZU DIESEM TUNNEL NO A QUESTA GALLERIA
Transitpolitik und Brennerbasistunnel Kultur?