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22.12.2003 PRESSEMITTEILUNG
Wettbewerb Pustertaler Straße
Bahn droht durch den Straßenausbau weiter ins Hintertreffen zu geraten

Pustertaler Straße? Die Plattform Pro Pustertal stellt mit Bedauern fest, dass bei der Auswahl der Siegerprojekte für den Ausbau der Unterpustertaler Straße teilweise klar gegen die Vorgabe verstoßen wurde, keine Neutrassierung vorzunehmen und allfällige Ortsumfahrungen möglichst kurz zu halten. Damit verstößt man auch klar gegen die Grundaussagen des im Juli genehmigten Landestransportplans, der in erster Linie auf mobilitätssteuernde Maßnahmen setzt und verlangt, von weiteren großen Straßenausbauten abzusehen, da diese dem Ziel eines augewogenen und nachhaltigen Mobilitätssystems zuwiderlaufen.

Eine Großumfahrung von Vintl, wie sie im ausgewählten Projekt vorgesehen ist, ist auf keinen Fall mit dieser Strategie kompatibel und widerspricht damit den gültigen Vorgaben der Landesverkehrspolitik. Das Projekt ist vielmehr auf eine Beschleunigung des Verkehrs ausgerichtet, auch Überlegungen bezüglich eines künftigen vierspurigen Ausbaus dürften bei der Entscheidung eine Rolle gespielt haben. Das ist leider eine nicht unrealistische Perspektive, denn das vorliegende Projekt wird eine weitere Verkehrszunahme bewirken und verstärkt Transitverkehr, insbesondere auch Schwerverkehr anziehen. Die Anzahl der großen Sattelschlepper, die das Pustertal durchqueren, ist schon seit dem Ausbau der Bahnunterführung in Niedervintl stark angestiegen, die jetzt vorliegenden Pläne drohen diesen Trend in Zukunft noch deutlich zu verstärken. Zusätzlich hat dieses Projekt zur Folge, dass sich das untere und mittlere Pustertal verstärkt auf die Zentren Brixen und Bozen ausrichtet und damit der Raum Bruneck als Wirtschafts- und Handelsstandort geschwächt wird.

Was also die Trasse im Gemeindegebiet von Vintl anbelangt, kann die Plattform Pro Pustertal die gewählte Variante entlang des Rienzufers aus verkehrspolitischen, aber auch aus landschaftlichen und naturschützerischen Gründen nicht akzeptieren. Hier ist vielmehr in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Vintl und ihrer Bevölkerung eine Lösung zu finden, die mit nur kurzen Abweichungen von der bestehenden Trasse die Ortschaften Nieder- und Obervintl entlastet, ohne dabei unverhältnismäßig viel Kulturgrund zu verbrauchen, bzw. die Verkehrsbelastung auf den gesamten Talboden auszudehnen, wie es mit dem ausgewählten Projekt der Fall wäre.

Praktikable Lösungsansätze sind in einigen der eingereichten Wettbewerbsbeiträge enthalten. Was die übrigen Abschnitte (Schabs-Niedervintl und St.Sigmund-St. Lorenzen) anbelangt, ist positiv anzumerken, dass hier großteils die bestehende Trasse verwendet wird. Die in einzelnen Punkten vorgesehenen Lösungen, insbesondere die aufwändigen Kreuzungsbauten, die landschaftlich bedenklich sind und die Straße praktisch durchgehend zur kreuzungsfreien Schnellstraße machen, müssen allerdings noch diskutiert werden. Ebenso bedarf das Projekt für Kiens noch der Diskussion, denn hier lassen sich sicher noch Lösungen finden, die mit geringerem Landschaftsverbrauch verbunden sind.

Die Bahn hingegen droht durch den Straßenausbau noch weiter ins Hintertreffen zu geraten. Die PPP fordert die Verantwortlichen auf, bei der Förderung des Personen- und Güterverkehrs auf der Bahn endlich von den Sonntagsreden zur Tat zu schreiten und einen relevanten Anteil der Mittel, die für den Straßenausbau vorgesehen sind, für Sanierung und Ausbau der Bahninfrastruktur einzusetzen.

Die Verkehrsproblematik lässt sich nicht mit reiner Infrastrukturpolitik lösen. Vielmehr ist Einsatz auf allen Ebenen und in allen Politikbereichen erforderlich, um unser Mobilitätssystem in ein vertretbares Gleichgewicht zu bringen und den (noch?) blühenden Lebens- und Wirtschaftsraum Pustertal auch in Zukunft zu erhalten.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christine Baumgartner
Sprecherin der Plattform Pro Pustertal

Bahn-Abbau auch in Südtirol beängstigend Aktuelles / Termine