Pustertal: Bahn und Bus sind keine Alternativen ...

Wer war in Niederdorf
ff 15/03, Leserbrief zum Transit - Protest in Niederdorf

Sehr geehrter Herr Bachmann; ist Ihnen eigentlich einmal in den Sinn gekommen, dass nicht jeder Ihre kompromisslose Meinung teilt? Können Sie sich vorstellen, dass Ihre Art von Demokratieverständnis nicht jedermanns Sache ist? Es stimmt, das Pustertal hat ein Verkehrsproblem. Dieses ist aber auf jeden Fall auch aus der Sicht derjenigen zu betrachten, die davon in erster Linie betroffen sind. Für die Menschen im Hochpustertal ist der derzeitige Zustand keine Lösung. Sie sind zum Großteil auf das Auto als Fortbewegungsmittel angewiesen (Niederdorf hat z. B. keine Apotheke, Handwerk und Industrie müssen zum Kunden, Arbeitsplätze liegen auswärts usw.). Bahn und Bus sind keine Alternative. Da werden einfache Termine in Ämtern und Büros der Verwaltungszentren sehr schnell zu langwierigen, zeitaufwendigen Marathonveranstaltungen. In den Hochsaisonen sind dies ausnahmslos Tagesfahrten. Da kommen Sie, stellen sich vor die Erdhügel der im Bau befindlichen Niederdorfer Umfahrung und verteufeln Gott und die Welt. Eine Umfahrung übrigens, auf die Niederdorf seit über dreißig Jahren wartet, und welche immer wieder auch durch Leute Ihres Schlages verhindert und verzögert wurde. Ohne diese Erdbewegungen hätte die Transit- Protestveranstaltung mit Sicherheit nie in Niederdorf stattgefunden. Was das Pustertal braucht, ist eine brauchbare, befahrbare Straße mit vernünftigen Dorf-umfahrungen, und keinen künstlichen Hindernisparcours, der bei den Auf- und Abfahrten weitere Staus und Unfälle provoziert. Die Straße durch den Osttiroler Teil des Pustertales kann als Vorbild dienen. Wer durch stures Neinsagen zu allem und starres Beharren auf dem jetzigen untragbaren Zustand jede vernünftige Entwicklung verhindert, treibt die schweigende Mehrheit in die Fänge jener, die ganz andere, weitaus größere und schädlichere Lösungen favorisieren.

Herbert Grünfelder, Niederdorf

Lieber Herr Grünfelder!

Ich nehme zwar an, dass sich Herr Bachmann selber zu wehren wissen wird, es könnte aber auch sein, dass er sich dafür zu schade ist, wodurch Ihre Verdrehungen von Tatsachen unwidersprochen blieben.

Natürlich haben sie Recht, wenn sie den „jetztigen Zustand“ kritisieren. Wir gehen sogar noch weiter und sagen, dass dieser „Zustand“ mit Absicht herbeigeführt wurde, um uns selber nach dem Unglück schreien zu lassen, was zumindest bei Ihnen gut zu klappen scheint. Es sei jedenfalls noch einmal gesagt: Niemand im Pustertal hat was gegen kleinräumige Ortsumfahrungen und gegen längst überfällige kleine Eingriffe an Problemstellen. Sehr viel sollten hingegen alle Pusterer gegen das haben, was uns stattdessen vor die Nase gesetzt wird: Jeweils 4 bis 5 km lange Neutrassierungsabschnitte jener E66 , über die Sie sich genauestens informieren sollten, bevor Sie glauben, „brauchbaren, befahrbaren und vernünftigen“ Straßen und Dorfumfahrungen das Wort reden zu müssen!

Im Übrigen sollten Ihnen die noch immer nicht realisierte Ausfahrt Mühlbach Ost, die fehlenden Lärmschutzwände an der Reischacher Tunnelausfahrt oder die Weigerung, den Niederdorfern effektiven Schutz durch eine Unterflurtrassierung im Dorfbereich zuzugestehen die Augen darüber öffnen, für wen hier gebaut wird!

Wenn Ihnen allerdings der schon jetzt beachtliche Transitschwerverkehr nicht bedrohlich erscheint, werden wohl auch diese Zeilen nichts an Ihrer Meinung ändern.

PS: Es gibt keine „größeren und schädlicheren Lösungen“ als die realisierte E 66! Zumindest soweit kann ich Sie beruhigen!

Walter Harpf, SVP-Gemeinderat Bruneck, Bürgerinitiativen Bruneck/Pustertal, PPP

Es muss klargestellt werden, dass keine Bewegung und kein Protest irgendjemanden den Gebrauch des Privatautos verbieten will und kann und von allen Seiten Verständnis dafür aufgebracht wird, dass wir leider auf den PKW angewiesen sind. Das ist aber doch nicht das eigentliche Problem! “Bahn (S-Bahn!) und Bus sind keine Alternativen", schreiben Sie.

Eben! Warum nicht, wo man doch wissen müsste, dass es gegen den Verkehrsinfarkt überall nur diese Alternative geben kann?! Die Politik will es offensichtlich nicht - was aber will die Bevölkerung?

"Sie verteufeln Gott und die Welt", schreiben Sie: na ganz so unfromm sind die bösen Protestierer auch wieder nicht. Bevor Sie sich mit billiger Polemik an die Öffentlichkeit wenden, hätten Sie sich zumindest die Mühe machen sollen, Informationen darüber einzuholen, gegen was die Protestaktion gerichtet war. Einfach der Fairness wegen! Bei etwas gutem Willen hätte es wohl jeder wissen können.

Taferner Maria, Bruneck

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