>gegenverkehr< Presse-Erklärung zur Gemeinderatssitzung vom 18.10.2000

Aktuelles / Termine

Für 44,5 Millionen Schilling wird 2001/2002 die Ostspange gebaut, eine Verkehrsverbindung von der Zettersfeldkreuzung zur Tristacher Straße.

Vor kurzem beschloss der Lienzer Gemeinderat die Umwidmung von 25.000 m2 Wiesenfläche für einen Parkplatz der Firma Liebherr.

Beide Projekte fressen den im Lienzer Talboden knappen und kostbaren Grund und Boden, tragen zur weiteren Luftverschlechterung bei und sind Folge einer verfehlten Verkehrspolitik. Warum nicht endlich ein öffentliches Verkehrssystem für den Lienzer Talboden und die angrenzenden Gemeinden in Angriff genommen wird, ist ein Rätsel. Bild: Lienz Ostspange

Am Geld, wie immer wieder zu hören ist, kann es nicht liegen, hat man es für eine neue Straße doch gleich parat, und denken doch einige Mitglieder des Gemeinderates schon an die Finanzierung einer Umfahrung.

Solche Beschlüsse und Pläne schmiedet unser Gemeinderat, während an der Uni Innsbruck die Bedrohung des Lebensraum Alpen diskutiert wird ( Tiroler Tageszeitung, 19.10.2000: Lebensraum Alpen bedroht ). Die Schadstoff-Grenzwerte für das Ökosystem würden mit einer Ausnahme ( und das ist nicht Lienz) an allen Messstellen in Tirol bei weitem überschritten, zum Teil auch die Schutzwerte für den Menschen. Lienz hat immer wieder die schlechtesten Luftwerte Tirols, schlechter als an der Autobahn in Vomp.

Dass neue Straßen nur kurzzeitige Entlastung und langfristig mehr Verkehr bringen, ist allgemein bekannt. Die neu aufflammende Diskussion um eine Umfahrung ist beängstigend, hat man doch dem Problem mächtig Vorschub geleistet durch die bereits gebauten und geplanten Umfahrungen im Pustertal und im Drautal. Mit der Umfahrung Lienz würde dann das letzte Nadelöhr beseitigt. Vielleicht meint mancher, eine Umfahrung würde den Verkehr für Lienz erträglicher machen. Das Gegenteil wäre der Fall. Es würde damit eine leistungsstarke Straße auf der Route Drau- und Pustertal entstehen. Sie würde mehr Schwer- und Transitverkehr anziehen. Luftbelastung und Lärmbelästigung würden ins unerträgliche gesteigert und Lienz verkäme zu einer Raststätte für den Durchzugsverkehr. Als attraktiver Urlaugsort hätte Lienz dann ausgedient.

Noch ist ein Großteil des Verkehrs hausgemacht. Wen wundert es, gibt es doch so gut wie kein Angebot sich anders als mit dem eigenen Auto fortzubewegen. Im 20-Minuten-Takt müssten kleine, bewegliche Busse mit Platz für Kinderwagen, Rollstuhlfahrer und Einkäufe zwischen Leisach, Dölsach Thurn, Tristach und Stadtzentrum verkehren.

Am Wochenende müssten die Busse auch nachts verkehren, dass Jugendliche nach dem Discobesuch auch sicher nach Hause kämen, und nicht auf die Mitfahrt in einem Auto mit vielleicht angetrunkenem Lenker angewiesen wären.

All das kostet Geld, aber es wäre gut angelegt und zeugte von einer verantwortungsvollen Politik für unsere Kinder. Es kann nicht angehen, dass eine Generation der kommenden die Lebensbasis eigennützig und arrogant raubt, und ihr eine problematische Zukunft bereitet.

Der Reichtum dieser Region ist die landschaftliche Schönheit und die zum Teil noch intakte Natur, und dieser Reichtum wird in Zukunft noch höher bewertet werden als wir uns das jetzt vorstellen können. Das alles wird verspielt, wenn man den Straßenverkehr weiter begünstigt. Denn Leben kann man nicht auf den Berggipfeln, sondern im heute schon stark belasteten Tal.

Wie kommt es, dass angeblich ein einziger Lienzer Kaufmann seit Jahren erfolgreich eine ganzjährige Fußgängerzone bekämpft? Warum scheiterte der stündliche Busverkehr in die Osttiroler Seitentäler an 4 Millionen Schilling, die von den betroffenen Gemeinden gemeinsam aufzubringen gewesen wären? Das alles wirft ein trauriges Bild auf die politische Arbeit unserer "Volksvertreter". Sie brüsten sich mit der Ansiedlung eines neuen Baumarktes. Weiß man doch, dass Supermärkte mit im Verhältnis weniger Beschäftigten auskommen als die "Kleinen", die sie dabei auch noch ruinieren. Der Netto-Gewinn dieser Unternehmen fließt zur Gänze aus der Region ab und wird nicht, wie von den Eigentümern der einheimischen Betriebe, die hier leben, regional investiert.

So ist diese hektische Ansiedlung von Großkaufhäusern am Ausgang von Lienz nicht nur von ausgesuchter Hässlichkeit, sondern trägt auch zur Verarmung der Region bei.

Aktuelles / Termine