GEGEN DIE ZERSTÖRUNG DES ENSEMBLES SONNENBURG DURCH DEN STRASSENAUSBAU

Der Heimatpflegeverband, Bezirk Pustertal, bringt angesichts der drohenden Gefahr einer starken landschaftlichen Beeinträchtigung des Ensembles Sonnenburg im Pustertal durch die Straßenausbaupläne des Landes folgende Resolution mit vorausgehender Erläuterung zur Abstimmung:

Der Weiler Sonnenburg ist eine Kultur-und Naturlandschaft, die ihresgleichen sucht und damit als Symbollandschaft des Pustertales bezeichnet werden kann.

Der Sonnenburger Hügel war schon in der Jungsteinzeit besiedelt; die Römer errichteten hier an der Via Claudia Augusta ihre Militärstation Sebatum; um 1039 wurde auf dem Felsvorsprung das erste Benediktinerinnenstift unseres Landes eingerichtet; das alte Johannes-Spital mit angebauter Kirche stammt aus dem 12. Jh., der Adelssitz Glurnhör/Hebenstreit aus dem 14. Jh.; gemeinsam mit noch verschiedenen anderen alten Häusern sind diese Gebäude eingebettet in eine abwechslungsreiche, archaisch anmutende Landschaft und bilden ein besonders wertvolles und bislang noch unberührtes Ensemble.

In diesem auch unter Landschaftsschutz stehenden Gebiet soll jetzt laut den Plänen der Landesregierung die Anbindung für das Gadertal errichtet werden. Ein großes Rondell soll unter dem Westhang der Sonnenburg entstehen, über welches dann der Verkehr über eine neu zu errichtende Brücke und über einen Tunnel in das Gadertal geschleust werden soll. Zudem soll der Hügel auf dem die Sonnenburg steht, in West-Ost-Richtung untertunnelt werden.

Ein solcher massiver straßenbaulicher Eingriff bedeutet den Ruin für dieses einzigartige Ensemble. Zudem muss gesagt werden, dass eine landschaftsschonendere und kostengünstigere Variante der Anbindung des Gadertales über den Tobl, westlich vom Weiler Sonnenburg gelegen, aus unerfindlichen Gründen von der Landesregierung nicht in Betracht gezogen wird.

• Wir fordern daher alle politisch Verantwortlichen auf, von der baulichen Zerstörung des Ensembles Sonnenburg durch die angesprochenen Straßenausbaupläne Abstand zu nehmen.
• Wir fordern, dass die Alternative der Anbindung des Gadertales beim Tobl, und zwar über die Staumauer vom E-Werk sowie hinter der Kläranlage als ebenso effiziente, zudem die Landschaft schonende und kostengünstigere Variante nochmals geprüft wird.
• Wir fordern, dass die Landesregierung geplante Maßnahmen, die das gesamte Pustertal zur Transitstrecke in der West-Ost-Verbindung degradieren werden, überdenkt.
• Wir fordern, dass auch dem Resultat der selbst verwalteten Volksbefragung vom 20. März 2005 Rechnung getragen wird: Über 8300 Personen aus den 11 Pustertaler Gemeinden entlang der Hauptverkehrsachse haben ihre Meinung zur Verkehrszukunft des Pustertales geäußert und dabei ein sehr deutliches Votum abgegeben: sie wollen eine starke Förderung des öffentlichen Nahverkehrs in Verbindung mit kleinen Eingriffen auf der Straße. Einem großzügigen Straßenausbau – wie ihn auch die Landesregierung vorsieht – haben sie eine klare Absage erteilt.

Am konkreten Beispiel der Erhaltung oder Zerstörung des Ensembles Sonnenburg wird sich zeigen, was den Politikern Ensembleschutz wirklich wert ist. An den politischen Entscheidungen im Bereich des Verkehrs wird sich zeigen, was ihnen die Erhaltung des noch grünen Tales und die geäußerte Meinung der dort lebenden Bevölkerung wert ist.