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10.4.2003
Offener Brief an den Tiroler Landeshauptmann ARGE STOP TRANSIT

Nein zu neuer Straßenverbindung Osttirol-Oberitalien zur Alemagna

zu Handen
Herrn Landeshauptmann
DDr. Herwig van Staa

Mit dieser derzeit diskutierten neuen Straßenverbindung Osttirol-Oberitalien arbeitet man den Betreibern des Weiterbaus der Alemagna direkt in die Hände, die eine neue alpenquerende Nord-Süd-Transit-Transversale zwischen der Brenner- und der Tauernautobahn eröffnen wollen. Zahlreiche Berichte in Zeitungen des Veneto weisen darauf hin, dass diese Straße nicht dazu gedacht ist, italienische Touristen nach Osttirol zu bringen, sondern für die Region Veneto eine eigene leistungsfähige Transitstraßenverbindung nach Nord- und Nordosteuropa über Osttirol zu schaffen. Die Anschlussstrecken für diese Verbindung in Osttirol sind schon großteils europastraßen-normgerecht (E66) und leistungsfähig ausgebaut (B4-Querschnitt) - B100 und B108 in Osttirol - oder sind derzeit im Ausbau begriffen - B100 im Oberen Drautal und SS49 Südtiroler Pustertal.

Alemagna bei Fadalto Es ist ungeheuerlich, dass auch von Tirol bzw. im Besonderen von Innsbruck, dem Sitz der Alpenkonvention, aus dieses dem Geist und Buchstaben der Alpenkonvention diametral widersprechende Transitstraßen- projekt unter dem Deckmantel der Tourismusförderung für Osttirol betrieben wird.

Die Alpenkonvention (Verkehrsprotokoll Artikel 11) schreibt den Verzicht auf den Bau neuer hochrangiger Straßen für den alpenquerenden Verkehr vor. ''Hochrangige Straßen'' sind nicht nur alle Autobahnen und mehrbahnige, kreuzungsfreie Straßen sondern auch in der Verkehrs- wirkung ähnliche Strassen. Eine Schnellstraße im Anschluss an die Alemagna-Autobahn, die ja laut Beschluss des interministeriellen Komitees der italienischen Regierung (CIPE) in Richtung österreichische Grenze weitergebaut werden soll (vorläufig bis Machietto bei Pieve di Cadore), erfüllt ganz klar das Kriterium einer hochrangigen Straße und ist damit laut Alpenkonvention verboten. Zudem werden die Zubringer zur Alemagna-Autobahn in Italien laufend massiv ausgebaut (''Pedemontana'' etc.).

Einer der Hauptbetreiber des Weiterbaus der Alemagna bestätigt in der angesehenen italienischen Zeitung Il Gazzettino vom 14-12-2002 die Absicht, die Alemagna in Richtung Lienz und Klagenfurt weiter auszubauen: ''Il Corridoio 5 apre nuove prospettive per un prolungamento della A27 non tanto verso Monaco quanto verso Lienz e Klagenfurt'' (Der paneuropäische Korridor 5 eröffnet neue Aussichten für eine Verlängerung der A27 nicht so sehr in Richtung München sondern in Richtung Lienz und Klagenfurt''). Pra verweist auch auf das große Potenzial dieses nördlichen Ausgangs für die Adriahäfen und beklagt, dass sich die Region Veneto derzeit der Brenner- bzw. Tauern-Autobahn bedienen müsse, weil sie keinen eigenen Ausgang nach Norden hätte. Es sei allerdings - laut Pra - notwendig, die geplante Trasse zu ändern, indem man sie nach Osten unter den Monte Cavallino im comelico verschiebt.

An der Messstelle in Lienz wurden im Jahr 2001 die meisten Grenzwert- überschreitungen bei der atemwegsschädigenden und lungenkrebserregenden Feinstaubbelastung von ganz Tirol gemessen, weshalb eine Statuserhebung gemäß IG-Luft durchgeführt werden musste. Vorauskünfte besagen, dass diese Belastung hauptsächlich auf den bereits bestehenden Verkehr zurückzuführen sind. Auch im Jahr 2002 wurden die Grenzwerte nach IG-Luft deutlich überschritten.

Wie schon im Inntal besteht damit - abgesehen von den Gefahren für die Gesundheit und Lebensqualität der Osttiroler Bevölkerung auch die Gefahr, dass emissionsverursachende Betriebe nicht mehr angesiedelt werden können bzw. durch hohe Auflagen von der Ansiedlung in Osttirol abgeschreckt werden. Es ist auch zweifelhaft, ob Touristen in größerer Zahl nach Osttirol kommen, wenn sie erfahren oder spüren, wie staubbelastet die Lienzer Luft ist. Es würde also mit dieser neuen Transitverbindung nach Oberitalien gerade das Gegenteil von dem bewirkt, was deren Befürworter in Nord- und Osttirol sich erhoffen. Eine solche Fehlentscheidung für dieses Straßenprojekt könnte angesichts der Transitfreiheit, die in der EU offenbar ein unverrückbares Dogma ist, nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Wer weiter Straßen ausbaut,

Unsere Forderungen:

Wir werden jedenfalls alle legalen und medialen Mittel einsetzen, um dieses Transitprojekt zu Fall zu bringen, das Osttirol unsäglichen Schaden an Gesundheit, Lebensqualität, Umwelt und Wirtschaft zufügen würde.
Mit freundlichen Grüßen
Arge Stop Transit
Bereich Kärnten, Ost- und Südtirol
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