Presseaussendung der
Arge Stop Transit
bezüglich der Medienmitteilung der Obleute des Planungsverbandes zum "BESUCH EINER DELEGATION DER BENACHBARTEN ITALIENISCHEN REGIONEN BELLUNO/VENETO/FRIAUL-JULISCH VENETIEN IN LIENZ - GEDANKENAUSTAUSCH ÜBER MÖGLICHE ÖKONOMISCHE ENTWICKLUNGEN UND MOBILITÄT IN DER ALPINEN EUROPÄISCHEN REGION/EUSALP"

siehe auch
dolomitenstadt.at:
Osttiroler Allianz mit den Alemagna-Betonierern?

Kleine Zeitung:
Verkehr: Osttirol im Fadenkreuz

Autobahnen bremsen Abwanderung nicht

Alemagna-Autobahn und die Osttiroler Planungsverbände

Die Verfasser bzw. der Verfasser dieser Aussendung des Planungsverbandes möchten offenbar unter dem fadenscheinigen Motto "Verhinderung der Abwanderung" Osttirol in ein Tollhaus für den internationalen Straßengütertransit verwandeln.

Der oder die Verfasser dieser Medienmitteilung versuchen den Eindruck zu vermitteln, dass man mit Schnellstraßen und Autobahnen quer durch Osttirol verhindern könne, dass es zu Abwanderung aus Osttirol bzw. Oberkärnten komme.

Es gibt in Österreich zahlreiche Bezirke, die bestens mit Autobahnen oder Schnellstraßen erschlossen sind und trotzdem unter massiver Abwanderung zu leiden haben (z.B. der Lungau an der Tauernautobahn).

Mit der Forderung nach weiterem Straßenausbau versucht man die anderen Mängel in der Region zu verdecken, die die wahren Ursachen der Abwanderung sind. Außerdem gibt es einen weltweiten Trend zur Abwanderung in die Metropolen, der durch den Ausbau der Straßenverbindungen quer durch die sogenannten Randgebiete noch weiter verstärkt würde. Den durchquerten Gebieten bliebe nur der Dreck, der Lärm und die Abgase aus dem Transitverkehr, denen keine adäquaten Vorteile gegenüber stünden.

Der Glaube, mit Elektromobilität alle Emissionsprobleme aus dem Straßenverkehr zu lösen, ist ein Irrglaube: gerade die besonders gefährlichen lungengängigen Kleinststäube (PM 2,5) stammen hauptsächlich aus dem Reifen- und Bremsbeläge-Abrieb sowie aus Aufwirbelungen am Straßenrand.

Lienz liegt derzeit schon mit 13 Mikrogramm/m3 deutlich über dem von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlenen Grenzwert von 10 Mikrogramm. Die Lärmbelastung durch das Rollgeräusch der LKW-Reifen ist stärker als das Motorgeräusch und wirkt sich in den engen Tälern Osttirols noch viel dramatischer aus: LKW-Transit verläuft am Tag und in der Nacht fast gleich stark.

Für das Projekt der Verlängerung der Alemagna um 20 Kilometer - zur Hälfte im Tunnel - vom derzeitigen Autobahnende bei Pian di Vedoia bis Pian del Abate - hatte man schon vor Jahren eine durchschnittliche Tagesfrequenz von mindestens 38000 Fahrzeugen berechnet , damit sich der Bau für Privatinvestoren rechnen würde. Für die ca. 120 km lange Strecke bis Lienz wurden jüngst 8 Milliarden Euro veranschlagt.

Das Ziel der Delegation aus dem Veneto mit dem Mitte-Rechts-Politiker Remo Sernagiotto ist es, die Alemagna-Autobahn, die derzeit von Venedig/Mestre bis Ponte nelle Alpi führt, bis nach München weiter zu bauen. Es soll damit ein neuer leistungsfähiger Straßenkorridor zwischen dem Hafen von Venedig und Skandinavien geschaffen werden.

Der österreichische Rechnungshof hat vor kurzem gewarnt, wenn es nach Fertigstellung des zehn Milliarden Euro teuren Brennerbasistunnels nicht zu erheblichen Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene käme, wäre die Wirtschaftlichkeit dieses Megatunnels massiv gefährdet, mit massiven dauerhaften Belastungen für das österreichische Budget und damit aller Steuerzahler. Der Weiterbau der Alemagna-Autobahn würde es den Transportkonzernen erlauben, dieser notwendigen Verlagerung auf die Schiene auf der Brennerroute zu entkommen und auf die parallel verlaufende Alemagna auszuweichen.

Der Ideengeber und Planer für dieses Projekt, der ehemalige IUAV-Professor Giovanni Campeol ist federführend an einem Büro für große Infrastrukturen in Treviso und hat damit ein großes Eigeninteresse an dem Projekt: je höher die Bausumme, desto höher die Provisionen.

Eine Alemagna durch Osttirol würde einem zukunftsträchtigen Qualitätstourismus in Osttirol den Garaus machen, ein verstärkter Tagestourismus kann dies niemals ausgleichen!

Daher ein klares Nein zu allen Alemagna-Befürwortern diesseits und jenseits der Grenze!

Mit freundlichen Grüßen
Arge Stop Transit
2.12.2016

Kurzkommentar des international anerkannten österreichischen Verkehrs- und Tunnelexperten Univ.-Prof. Hermann Knoflacher zum Alemagna-Projekt:
Technisch und wirtschaftlich ist es natürlich ein Unsinn so ein Projekt überhaupt anzudenken. Es geht bei den Projekten um die Provisionen und je höher die Kosten umso mehr Provisionen.


Resümee des des deutschen Regionalwissenschaftlers Matthias Gather/Erfurt:
Ein Netto-Überschuss an Investitionen sei für größere Gebiete um die Fernstraßen nicht nachweisbar; von Ausnahmen abgesehen ergebe sich auch bei der Beschäftigung ein "teuer bezahltes Nullsummenspiel": Statt Zuzügen von Unternehmen dominieren Umzüge.