Osttirol unterschreibt für den Zug 20.000-fach!

Die ÖBB beabsichtigten, mit dem Sommerfahrplan 2001 die Zugverbindung Lienz-Innsbruck weitgehend einzustellen. In einer Podiumsdiskussion des Vereins Lebenswertes Pustertal wurde einhellig eine Resolution dagegen beschlossen. Diese Resolution lag unter anderen in Gemeinden, Geschäften, Banken, Lokalen, Postämtern, Bahnhöfen, Krankenhaus, Schulen, Uni Innsbruck zum Unterschreiben aus.

Ergebnis der Aktion: über 20.000 Unterschriften! Die Zugverbindung bleibt!

Dazu eine kurze Presseschau:

Der Standard schreibt am 10.4.2001 unter der Überschrift "Weiterhin Züge nach Lienz":

Die Zugverbindung von Innsbruck nach Lienz bleibt vorübergehend in der bisherigen Form bestehen. Das Land Tirol und die ÖBB haben am Montagnachmittag überraschend eine Einigung erzielt, verlautete aus dem Büro von Landeshauptmann Wendelin Weingartner (VP). Demnach sollen bis Ende 2002 wie gehabt vier Zugpaare auf der Korridorstrecke durch das italienische Pustertal verkehren. Während dieser Zeit muss allerdings die Zahl der Fahrgäste verdoppelt werden, damit die ÖBB die Strecke nach Osttirol auch in weiterer Folge bedienen.

Ein Zitat aus der Tiroler Tageszeitung vom gleichen Tag:

Die Umweltschützer Heribert Pichler und Wolfgang Retter übergaben LH Wendelin Weingartner gestern das Protokoll über die 20.197 Unterschriften für die Weiterführung der Züge zwischen Lienz und Innsbruck. Heribert Pichler betonte, für Osttirol handle es sich nicht um irgendeine Zugsverbindung, sondern eben um das Bindeglied zur Hauptstadt des eigenen Bundeslands. Retter wies darauf hin, dass die gefährdeten Züge auch gerne für kürzere Strecken benützt werden. Es gebe also ein falsches Bild der Auslastung, wenn man nur die Reisenden zähle, die von Lienz bis nach Innsbruck (oder verkehrt) fahren.

Harald Lorenzoni aus Tristach schreibt dazu:

Eindrucksvoll hat sich Osttirol 1994 mit 18.000 Stimmen für die Europäische Union entschieden. Da in der EU Privatisierung, Liberalisierung und Globalisierung groß geschrieben wird, gibt es naturgemäß Gewinner und Verlierer. Negativ betroffen sind vor allem die ländlichen Regionen. Einstellung von Bahnlinien und Zügen, Abbau von Beamten- Diensstellen, Einsparungen bei der Rechtsfindung (Gerichte) und bei der Sicherheit (Gendarmerie) sind an der Tagesordnung.
Nun haben erstmals in Osttirol Menschen mit Zivilcourage gegen diese neoliberalen Tendenzen Flagge gezeigt. 20.000 Unterschriften votierten nicht nur vordergründig gegen die "Schlachtung" der Zugverbindung Innsbruck-Lienz, sondern gegen eine Politik des "Auszehrens" des ländlichen Raumes. Profitmaximierung um jeden Preis ist weder fair, noch rechtens und schon gar nicht demokratisch. Das haben viele Osttiroler erkannt.
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