Umweltdachverband Aktuelles / Termine
Medieninformationen 1.3.2004
Entscheidung der EU-Kommission steht fest:
Isel muss Natura 2000-Gebiet werden!
  • Naturschutzlandesrätin Hosp hat jetzt keinen Handlungsspielraum mehr
  • Nachnominierung ist Pflicht, sonst droht Verurteilung durch den EuGH

Wien, 01.03.04 (UWD) Die EU-Kommission hat die Verhandlungen in Sachen Alpine Region abgeschlossen. Das Ergebnis: Österreich hat akuten Nachnominierungsbedarf und ist in Sachen Naturschutz zum Schlusslicht in Europa geworden! Unter dem Titel "Natura 2000: Jetzt ist Feuer am Dach!" zeigte der Österreichische Umweltdachverband den Naturschutzskandal heute in einer Pressekonferenz in Wien exemplarisch auf und präsentierte die komplette Defizitliste der nachzunominierenden Gebiete. Ein Schwerpunktthema der Pressekonferenz war vor allem auch die Forderung nach einer unverzüglichen Natura 2000-Meldung der Isel.

"Vier für die Isel": Seit Jahren voller Einsatz für den einzigartigen Wildfluss

Seit Jahren kämpfen die "Vier für die Isel" – der Umweltdachverband, das Kuratorium Wald, der Oesterreichische Alpenverein und der Verein zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol – dafür, die Isel in das europaweite Schutznetzwerk zu integrieren. Bisher prallte dieses Ansinnen jedoch an der Tiroler Landesregierung ab. Und das, obwohl sich hier alle unabhängigen Experten einig sind und alle naturschutzfachlichen Fakten eindeutig folgende Sachlage bestätigen: Die Isel – einer der bedeutendsten Hochgbirgsflüsse Europas – muss Natura 2000-Gebiet werden! Seit zwei Jahren betreiben die "Vier für die Isel" ein aufwändiges Beschwerdeverfahren bei der EU-Kommission. Jetzt sprach die Kommission in der Sache ein Machtwort und setzt die Tiroler Landesregierung damit massiv unter Druck.

Bedeutende Vorkommen der Deutschen Tamariske brauchen Schutz

In einer Entscheidung vom 22.12.2003 hielt die Kommission nämlich fest, dass einzelne Lebensraumtypen und Arten von bestimmten Mitgliedstaaten durch ihre Natura 2000-Listen nicht ausreichend abgedeckt und daher die aus der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie resultierenden Pflichten noch nicht ausreichend erfüllt sind. In Bezug auf Österreich stellte die Kommission unter anderem fest, dass die "Deutsche Tamariske" im Natura 2000-Netz unterrepräsentiert ist und deshalb Nachnominierungsbedarf besteht. Da die letzten bedeutenden Vorkommen der "Deutschen Tamariske" – neben dem bereits nominierten Lech – an der Isel bestehen, ist eines ganz klar: Die Isel muss als Natura 2000-Gebiet nachnominiert werden – und zwar rasch!

Für Mag. Peter Haßlacher vom Oesterreichischen Alpenverein liegen die Fakten nun endgültig auf dem Tisch. "Die Kommission stellte im österreichischen Natura 2000-Netz eine ökologische Lücke fest, die sich nur durch die Natura 2000-Meldung der Isel schließen lässt. Unsere langjährige Forderung wurde von der Kommission erhört – die Isel muss jetzt ins europäische Schutzgebietsnetz ,Natura 2000‘ integriert werden!", konstatiert Haßlacher.

Dr. Wolfgang Retter, Verein zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol, stellt fest: "Die Isel ist der Herzfluss des Nationalparkes Hohe Tauern in Tirol und zudem der letzte ökologisch intakte Gletscherfluss des gesamten Alpenraums. An der Isel finden sich die bei weitem größten zentralalpinen Vorkommen der Deutschen Tamariske. Die Isel ist unentbehrlich für das große europäische Netzwerk Natura 2000!"

Auch für Andreas Tschugguel, Sprecher des Kuratorium Wald, sind die Zeiten langwieriger Diskussionen nun endgültig vorbei. "Die Entscheidung der Kommission reduziert den Handlungsspielraum der Tiroler Landesregierung auf ,Null‘. Eine Natura 2000-Isel ist absolut fix: Entweder durch rasche Nachnominierung oder nach teurer und blamabler Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof", so Tschugguel.

Und last but not least fordert Dr. Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes, die Tiroler Landesregierung auf, endlich ihre naturschutzpolitischen Hausaufgaben zu erledigen: "Die Kommission hat ihr letztes Wort gesprochen, bevor der Europäische Gerichtshof die Sache in die Hand nimmt. Wenn die Tiroler Landesregierung nun nicht unverzüglich handelt, leistet sie einen unverzeihlichen Beitrag dazu, dass Österreich zum europäischen Schlusslicht in Sachen Natura 2000 wird – und das im zehnten Jahr der EU- Mitgliedschaft!"

Rückfragehinweise:
Dr. Gerhard Heilingbrunner, Präsident Umweltdachverband (UWD), Tel. 0664/381 84 62
Dr. Wolfgang Retter, Verein zum Schutz der Erholungslandschaft Osttirol, Tel. 0485267934
Mag. Peter Haßlacher, Leiter der Fachabteilung Raumplanung/Naturschutz, Oesterreichischer Alpenverein, Tel. 0512/59547-27 od. 0664/3084654
Andreas Tschugguel, Natura 2000-Experte, Kuratorium Wald, Tel. 0676/728 27 38

Aktion: Die Isel als Natura-2000-Schutzgebiet Aktuelles / Termine