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PRESSEAUSSENDUNG des Fraktionsausschusses Bruneck 8.8.2003
Methangasleitung durch das Schutzgebiet der Ahrauen
Gasleitung wie E66 und Alemagna?!

Zu Presseberichten am 07.08.03: Gasleitung, Biotop
Grundsätzliche Bemerkungen und Fragen zum Thema Gasleitung und Großprojekte

Einige Jahre zurückdenken können vermutlich die meisten Brunecker. Damals verkaufte man uns mit großem Aufwand die Umwelterrungenschaft Hackschnitzelfernheizwerk.

Bedenken bezüglich der ausreichenden Verfügbarkeit von Holzabfällen und der Bereitschaft, diese auch bei den Waldbesitzern oder Holzbetrieben der Umgebung anzukaufen wurden vom Tisch gewischt. Aufgrund von Umweltargumenten flossen vermutlich üppige Subventionen, sodass das Projekt zur vollen Zufriedenheit aller in Angriff genommen werden konnte.

Als selbstverständlich wurde vorausgesetzt, dass mit Hackschnitzeln geheizt wird und eventueller kurzzeitiger Spitzenbedarf, ähnlich der Praxis in den anderen EU-Ländern, mit bis zu maximal 3% zusätzlicher fossiler Energie überbrückt würde.

Seit einem Jahr ist das Werk in Betrieb; das Holz kauft man zum Teil im Eisacktal, in Österreich oder noch weiter entfernt; man ist ja tüchtig und kann rechnen! Verkehrsprobleme sind nicht E-Werk-Sache.

In der Zwischenzeit drang in die Öffentlichkeit, was Eingeweihte schon seit Jahren wussten: Italien braucht mehr Energie und fördert den Bau weiterer Kraftwerke.

Der heurige Strom-Abschalt-Schwank gehört zu dieser Kampagne; schließlich sollen die Leute ja immer am besten selber nach allen möglichen Mega-Projekten rufen! Dass Erdgas umweltmäßig auch nicht besser als Erdöl ist braucht man den Leuten ja nicht auf die Nase zu binden! In Bruneck und bei der Landesregierung dachte man sich: Was liegt näher als diese Vergünstigungen zu ergreifen und das Hackschnitzelwerk in ein Gaswerk zur Stromerzeugung mit dem Abfallprodukt Wärme zu verwandeln!? Dazu braucht man allerdings eine Mitteldruckgasleitung mit bis zu zwei m 3 /Gas/sec. Durchlauf bei 24 bar!

Im Vergleich dazu kommt die gesamte Brunecker Industriezone mit einer Niederdruckleitung aus, deren Verlegung überall unproblematisch möglich ist; im Gegensatz zu Mitteldruckleitungen, die mit Sicherheitsauflagen und Bannstreifen von 16 Metern belegt werden! So weit, könnte man zur Not noch sagen, so gut.

Die Probleme beginnen bei der Art, wie man solche Projekte im Detail realisiert und bei der entsprechenden Informationspolitik bzw. Einbindung der betroffenen Bevölkerung. Wie man mit der Verlegung bis Bruneck gekommen ist entzieht sich meiner Kenntnis.

Wie man es beim letzten Stück in Bruneck anstellte ist aber durchaus erzählenswert und typisch für die Realisierung von größeren Projekten ohne öffentlichen Konsens, wie beispielsweise die Mega-Umfahrungen oder die Alemagna!

Das gesamte Gasleitungsprojekt auf Brunecker Gemeindegebiet entsprang den bekannten „Beratungen im kleinen Kreis“, bzw. dem „stillen Kämmerchen“.

Mit den Grundbesitzern zu reden entspräche zwar der Bildung und Fairness, wurde aber nicht für notwendig erachtet. Man stellte die Betroffenen lieber vor vollendete Tatsachen, was sich diese aber nicht gefallen ließen und folglich Rekurs einreichten. Diesem schloss sich auch die nur marginal betroffene Fraktion Bruneck an.

In der Folge gab es mehrere informelle Gespräche, bei denen immer wieder die Rede auf die ursprünglich ins Auge gefasste Gasleitungs- Variante von Fassing unter die Stegener Brücke und am bestehenden und demnächst zu schließenden Nordring kam.

Da dies die offensichtlich beste und umweltschonendste Lösung wäre, verwundert deren Nichtbeachtung.

Die Begründung: höherer Sicherheitsaufwand und somit höhere Kosten für Leitungen unter oder neben Straßen! Man munkelt auch von tangierten Schotterabbauinteressen.

Dabei drängt sich folgende Interpretation auf: Die Gemeinde Bruneck und das Land helfen den Kolossen E-Werk Bruneck und SNAM beim Sparen auf Kosten der Landwirtschaft, der kleinen Grundbesitzer und der Umwelt!

Angesichts der beeindruckenden Strom-Geschäfte, die sich mit einer derart großen Gasmenge machen lassen ist die Mehrkostenausrede zudem als Verhöhnung der berechtigten Anliegen der Betroffenen zu werten!

Dies ist neben der Fraktionsverwaltung auch die Ansicht der Umweltkommission Bruneck, die sich einstimmig zugunsten der Nordring- Variante aussprach und dies auf Nachfrage in den Sender Bozen-Fernseh-Abendnachrichten am 05.08.03 auch öffentlich mitteilte. Als Reaktion darauf geschah, was man gemeinhin als Beleidigung der Intelligenz der Bürger und als Demonstration von politischer Hemdsärmeligkeit bezeichnet:

Stellvertretend für alle Meldungen vom 070803 der Dolomiten-Bericht zum Detailproblem Ahrunterquerung/Umweltbedenken: Ahrauen: Methanleitung über der Erde: Bruneck/Bozen - Wegen großer technischer Probleme und der starken Beeinträchtigung der Natur wird die Methanleitung Bozen-Brixen-Bruneck die Ahrauen nun doch nicht unterqueren, sondern in offener Bauweise oberirdisch überqueren. Dies hat die Landesregierung nach Beratungen mit dem UVP-Beirat, Vertretern der Gemeinde Bruneck, der Bauern und der Techniker der Energiegesellschaft Snam beschlossen.

Zu den „technischen Problemen“:
Falls es sich bei den Planern noch nicht herumgesprochen haben sollte: in solchen Fällen ist es üblich den Fluss in der Mitte zu teilen, die Rohre im trockengelegten Bereich zu verlegen, usw.! Wegen des angeblich in großen Mengen anfallenden Materials bei Unterquerung der Ahr sei daran erinnert, dass sich in unmittelbarer Umgebung der Baustelle im selben Biotop eine eben ausgewiesenen neue „Gewerbezone“ befindet, die diese Unmengen von Aushubmaterial gerne aufnehmen bzw. lagern würde!

Wer den Bau der Leitung zwischen Kiens und Bruneck begutachtet, wird feststellen, dass sogar massiver Fels kein Hindernis für die Leitungs- und Tunnelbauer ist. Im Bereich Sonnenburg sieht man, dass es sehr wohl möglich ist, auf die Grundbesitzer Rücksicht zu nehmen.

Ist es verwunderlich dass eine von der SNAM selbst in Auftrag gegebene Studie sich für die billigste Variante entscheidet? Kennt man das Sprichwort vom Bock, der zum Gärtner gemacht wird?

Wer traf die Entscheidungen?

Tatsache ist, dass zumindest die Stadträte, die gleichzeitig im Fraktionsausschuss bzw. in der Umweltkommission sind, nicht informiert waren!

Mit Vertretern der Interessentschaft der Grundbesitzer sowie der Fraktion Bruneck wurde ebenfalls nicht geredet!

Seit wann beeinträchtigt eine unterirdisch verlegte Struktur die Natur und Umwelt mehr als eine überirdische Verschandelung und Entwertung?!

Wer sind die „hohen“ Bauernvertreter, die angeblich auch im Namen der betroffenen Grundbesitzer ihr Einverständnis gegeben haben?

PS: wenn wir solcher Art von Politik weiter tatenlos zuschauen, sollten wir uns nicht wundern, wenn wir mit derselben Taktik und mit denselben verquerten Argumenten und Gefälligkeitsgutachten früher oder später sowohl die E66 als auch die Alemagna vor die Nase gesetzt bekommen, und zwar von den eigenen Leuten, die wohl nie verstehen werden, dass nicht alles, was ein gutes Geschäft verspricht auch gut für Land und Leute ist!!

Fraktionsvorsteher Bruneck
Walter Harpf
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