Der Corriere delle Alpi berichtete am 24.2.02 vom Plan einer neuen 380-kV-Leitung zwischen Cordignano und Lienz. Die Zeitung berichtete im April weiters, dass das CIPE (interministerielles Komitee für wirtschaftliche Planung, das jüngst auch den Weiterbau der Alemagna-Autobahn genehmigt hat) mit Beschluss vom 21.12.2001 die Stromtrasse in das Programm der ”strategischen Infrastrukturen” aufgenommen habe. Die Realisierung sei bis 2006 geplant.

Auf der Website des Netzbetreibers GRTN wird über das starke Interesse der österreichischen Verbundgesellschaft berichtet, mit dieser Leitung die Verbindung zwischen Österreich und Italien zu verstärken, die heute nur eine 220-KV-Leitung sei. Mit der neuen Leitung soll die Kapazität der Leitung auf 800 Megawatt vervielfacht werden. Die Europäische Kommission habe bereits ihre Unterstützung für die Finanzierung einer Machbarkeitstudie für dieses Projekt von europäischem Interesse signalisiert (Programm der transeuropäischen Energienetzwerke).

Der Netzbetreiber GRTN soll laut Corriere delle Alpi am 28.2.2002 im Wirtschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses bekanntgegeben haben, dass bereits im Jahr 2001 mit der UVP und der Trassenplanung begonnen worden sei. Das Projekte sei dann im Dezember 2001 in das Programm des CIPE für das beschleunigte Verfahren aufgenommen worden. Damit könne die Projektrealisierung auch erfolgen, wenn sich die direkt betroffenen örtlichen Gebietskörperschaften dagegen aussprechen.

Die Trasse verlaufe offenbar parallel zur bestehenden 220-KV-Leitung am Piave, durch die Gemeinden Ponte nelle Alpi, Soverzene, Longarone, Castellavazzo, Ospitale, Pera-rolo, Pieve di Cadore, Calalzo, Domegge, Vigo und dann über den Comelico bis zur österreichischen Grenze.

Die Provinz Belluno habe sich wiederholt vergeblich um Informationen über die Pläne bemüht, auch beim Netzbetreiber GRTN. Es bestehe die Gefahr, dass die Provinz Belluno nichts mitzureden haben werde. Provinzpräsident De Bona habe bereits Kampfmaßnahmen ”von 120.000 Einwohnerlnnen” der Provinz Belluno angekündigt.

De Bona und das Mitglied der Regionalregierung Pra hätten erfahren, dass die Entscheidung über das beschleunigte Verfahren schon getroffen worden sei. Ein sehr rigides Regionalgesetz verlange Sicherheitszonen von 300 m unter den Leitungstrassen, daher würde die Trasse Cordignano-Lienz alle bestehenden Flächenwidmungspläne über den Haufen werfen. Die Bürgermeister hätten sich in Longarone getroffen und gemeinsam ihren Protest bekundet.

Warum wurde die Osttiroler Bevölkerung von den politisch Verantwortlichen des Bezirkes und des Landes bis jetzt nicht über dieses Strom-Transit-Projekt informiert, das auch in Osttirol breite Schneisen in die sensible Landschaft der Dolomiten reißen und mit hohen Masten diese Landschaft verunstalten würde. Es ist schwer vorstellbar, dass man in Italien bereits fest an dieser Stromtransitschneise plant, ohne dass man sich vorher mit den entsprechenden Kreisen der Politik und der Energie-Unternehmen in Österreich abgesprochen hat. Es scheint, als ob die zuständigen Stellen in Österreich die Osttiroler Bevölkerung, vor allem jene des Lesachtales und der Gemeinden Amlach und Tristach "dumm sterben" lassen und vor vollendete Tatsachen stellen wollen.

http://www.tirol.wk.or.at/ftpwk/industrie/indaktuell4/ia_energie.htm
ec.europa.eu/energy/electricity/infrastructure/doc/com2001_0775de01.pdf
Aktuelles / Termine