Reduzierung der Züge Lienz-Innsbruck widerspricht dem Verkehrsdienstevertrag Aktuelles/Termine
Pressemeldung von FAHRGAST Österreich 18.11.2002
Pustertalbahn: Gespräch mit ÖBB-Generaldirektor Rüdiger vorm Walde

Am 18.11.2002 trafen sich VertreterInnen von Verkehrsinitiativen aus ganz Österreich zu einem Gespräch mit ÖBB-Generaldirektor Diplombetriebsw. Rüdiger vorm Walde im Kaiserstüberl am Salzburger Hauptbahnhof. Der Tiroler Landessprecher von Fahrgast Österreich, Martin Teißl, fragte bei dieser Gelegenheit, ob die von den ÖBB zum Fahrplanwechsel im Dezember geplante Reduzierung der zwischen Lienz und Innsbruck umsteigefrei verkehrenden Züge realisiert werde.

Generaldirektor vorm Walde bat den Leiter des ÖBB Personenverkehrs, Mag. Karl Zöchmeister (Wien), die Frage zu beantworten. Mag. Zöchmeister antwortete allerdings nicht mit einem klaren Ja oder Nein. Er sprach nur davon, dass die Tagesrandverbindungen von bzw. nach Innsbruck beschleunigt würden. Erst nachdem der Landessprecher darauf hingewiesen hatte, dass man sich von Fahrgastseite umgehend bemühen werde, für die Züge zwischen Lienz und Innsbruck einen anderen Betreiber – z.B. die Graz-Köflacher-Bahn (GKE) – zu favorisieren, um so das schubladisierte Marketingkonzept zu realisieren, wurde von ÖBB-Seite verlautet, dass es kurzfristig zwar zu einer Reduktion kommen werde. Allerdings werde man umgehend neue elektrische Zweisystemfahrzeuge bestellen, sodass zu einem späteren Zeitpunkt möglicherweise zusätzliche umsteigefreie Verbindungen eingerichtet werden könnten.

Nachdem Teißl auf die 30-prozentigen Fahrgastzuwächse auf der Außerfernbahn verwiesen hatte, die nur möglich wurden, weil die Bahn 2001 von den ÖBB an einen anderen Betreiber überging, bat Generaldirektor vorm Walde, Fahrgast Österreich möge im Pustertal nicht die GKE sondern die ÖBB favorisieren. Abschließend erklärte Mag. Zöchmeister, dass er die gestellte Frage deshalb nicht mit ja oder nein beantworten wollte, weil in dieser Angelegenheit eigentlich noch einmal mit dem Land Tirol gesprochen werden sollte.

Es wird nun am Tiroler Verkehrsreferenten, Landeshauptmann DDr. Herwig von Staa, liegen, den immer noch gültigen Verkehrsdienstevertrag mit den ÖBB im Lichte des "Gewohnheitsrechtes" zu interpretieren. Im Vertrag steht nämlich nicht, dass die Verbindungen umsteigefrei sein müssen. Aber die Fahrgäste haben sich nach Auffassung des Tiroler Landessprechers in der Vergangenheit im Sinn des "Gewohnheitsrechtes" das Recht auf Umsteigefreiheit "ersessen". Ironisch könnte man sagen: Sitzt man doch bei einer Fahrt von Lienz nach Innsbruck mehr als drei Stunden im Zug. Letztlich wurde die missliche Lage der Osttiroler Bevölkerung zu einem großen Teil vom Land Tirol selbst verschuldet, weil 1998 beim Abschluss des Vertrages nicht festgeschrieben wurde, dass die Verbindungen umsteigefrei sein müssen.

Es gibt auch noch einen anderen Grund, weshalb die zwischen Innsbruck und Lienz durchgehenden Züge doch noch zu retten sein müssten:

Mag. Karl Zöchmeister hat am 21.02.2002 an einem von Fahrgast Österreich in Wien organisierten Symposium zum Thema "Regionalbahnen: Wegweiser" teilgenommen. Auf diesem Symposium stand die Außerfernbahn im Mittelpunkt. Dabei wurde deutlich aufgezeigt, dass die Außerfernbahn seit der Übernahme durch den neuen Betreiber Modelcharakter genießt. Von daher ist verständlich, dass die ÖBB keine Freude haben, wenn in Tirol eine weitere ÖBB-Regionalbahn an einen anderen Betreiber vergeben wird. Sollte der neue Betreiber wie im Außerfern auch im Pustertal um Grade erfolgreicher agieren, würde den ÖBB dadurch eine neu öffentliche Blamage ins Haus stehen. Unter dieser Rücksicht könnte es dem Land Tirol doch noch gelingen, die Reduzierung der durchgehenden Züge zu verhindern.

MMag. Martin Teißl
Tiroler Landessprecher von Fahrgast Österreich und Mitarbeiter bei Fahrgast - Pro Bahn Allgäu/Tirol Internet: www.fahrgast.at
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