Presseschau zur Demonstration gegen den WEF in Salzburg am 1.7.2001 Aktuelles / Termine

Unter dem Titel Nacht im Gefängnis schreiben die Salzburger Nachrichten am 3.7.2001:

Scharfe Kritik an der Wiener Einsatzgruppe WEGA, die am Sonntag an vorderster Front die eingekesselten Demonstranten in Schach gehalten hatte, übten am Montag die Grünen und das Friedensbüro. Hans-Peter Graß, Mitarbeiter im Friedensbüro, machte persönlich unliebsame Bekanntschaft mit den WEGA-Leuten. Er wurde aus dem Kessel gezerrt und verhaftet. Die Nacht auf Montag verbrachte er im Polizeigefangenenhaus. "Es war unmenschlich", sagte Graß nach seiner Freilassung. Bis um vier Uhr früh sei er mit elf anderen Demonstranten - "darunter ein junges Mädchen, ein Journalist und ein türkischer Staatsbürger" - festgehalten worden. "Wir wurden von den Polizisten ausgelacht. Telefonieren war untersagt", kritisierte Graß. Das junge Mädchen habe zu Hause anrufen wollen, "keine Chance". Auch Bettzeug habe es keines gegeben.

Die Festnahme des Friedensbüro-Mitarbeiters, der als Privatperson an der Anti-WEF-Demo teilgenommen und mit den anderen im Kessel festgesessen hatte, passierte urplötzlich. Graß: "Als nach Vermittlungen durch Bürgermeister Schaden zwei Personen das Angebot, den Kessel verlassen zu können, annahmen, habe ich gesehen, wie sie unmittelbar danach verhaftet wurden." Er habe Schaden zugerufen: "Herr Bürgermeister, die werden verhaftet." Daraufhin hätten ihn zwei WEGA-Leute rausgezerrt.

"Die Leute sind relativ brutal behandelt worden", sagte am Montag auch der Sprecher der Grünen, Cyriak Schwaighofer. Auch er war vor Ort und hatte versucht, zu vermitteln. Aus seiner Sicht hatten die Leute im Kessel "Angst, hinaus zu gehen". Gefangenenbusse seien vorgefahren, Handschellen von den Polizisten sichtbar zurecht gelegt worden. Die Polizei, so Schwaighofer, sei "falsch vorgegangen". Man habe den Demonstranten nicht nur zu wenig Platz gelassen, sondern auch Versprechen nicht gehalten. "Es war ein ständiges Hin und Her. Es war nicht klar, wer hier etwas entscheidet." Für Graß hat sich "eindeutig esaklierend ausgewirkt, dass die Leute so lange dort drinnen gestanden sind". Der Großteil seien friedliche Menschen gewesen, "ein Mädchen hat geweint, weil es raus wollte". Überhaupt meinte Schwaighofer zum riesigen Polizeiaufgebot und den vielen Kontrollen rund um das WEF: "In Salzburg ist ein Angstklima erzeugt worden."

Ins gleiche Horn stößt Bürgerliste-Klubchef und Anwalt Helmut Hüttinger, der ebenfalls im Kessel war. Die Rechtshilfe hatte ihn alarmiert. "Ich möchte vorausschicken, dass mir die gewalttätigen Demonstranten auf den Wecker gehen, aber der Schutz der friedlichen Demonstranten war nicht gewährleistet. - Und das ist auch die Aufgabe der Polizei." Sie habe es nicht geschafft, die 20 gewalttätigen Menschen rauszufischen, so sein Vorwurf. Als Augenzeuge unterstellt er der Polizei, dass "die auch ihre Gaudi wollte". Er habe etwa beobachtet, wie einige beim Durchsuchtwerden mit Tritten traktiert worden seien.

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