Arge Stop Transit Aktuelles / Termine
Presseaussendung 6.9.2002
Nach den Überschwemmungen:
Unwetterhilfe statt Schnellstraßenbau

Umleitung der freiwerdenden Mittel

Trotz der erschreckenden Bilder von den überfluteten Gebieten in Österreich, Deutschland, Tschechei und vielen anderen Gebieten der Welt und trotz der Prognose, dass sich solche "Jahrhundertereignisse" angesichts der Klimaerwärmung jederzeit wiederholen könnten, halten unter anderem die verantwortlichen Politiker in Süd- und Osttirol sowie in Kärnten an dem klimaschädlichen Straßenaus- und Neubau entlang der E 66 fest. Mehr Straßen bzw. Ausbau der bestehenden Straßen verursachen nachweislich mehr Verkehr und höhere Fahrgeschwindigkeiten und damit mehr klimaschädigende Treibhausgase. Die treibhausfördernden CO2-Emissionen aus dem Verkehr haben sich in Österreich seit 1955 verfünffacht. Für 82 Prozent davon ist der Straßenverkehr verantwortlich, der hauptsächlich wegen der fehlenden Kostenwahrheit explodiert. Dieser großräumige Straßenausbau im Drau- und Pustertal, der eigentlich dem Ausbau einer europäischen Ost-West-Hauptverkehrsachse, nämlich der Europastraße E66 (Budapest-Franzensfeste), und der Schaffung einer leistungsfähigen Anschlusstrecke für die Alemagna dient, wird der Bevölkerung von den verantwortlichen Politikern und Planern unter dem Vorwand der Entlastung der Orte vom bestehenden Durchzugsverkehr als reine "Ortsumfahrungen" untergejubelt. Gleichzeitig wird die parallel verlaufende klimafreundlichere Bahn unter dem Vorwand von Budgetzwängen immer mehr eingeschränkt und damit noch mehr Verkehr auf die klimaschädigende Straße verlegt. Als weitere "Killer"-Phrase wird von den Straßenausbau-Fetischisten das Argument der Staubeseitigung vorgebracht. Tatsächlich erzeugt aber der Straßenausbau nachweislich mehr Verkehr und damit weitere Staus, wenn auch vielleicht dann an anderen Stellen der Strecke.

Der Mittelzufluss für diesen unnötigen und (klima-)schädlichen großräumigen Ausbau der Straßen im Drau- und Pustertal sollte daher sofort gestoppt und die freiwerdenden Mittel in die klimaschonende Umgestaltung des Verkehrssystems umgelenkt werden (Schaffung eines modernen und attraktiven Bahnsystems für den Personen- und Güterverkehr sowie eines vertakteten Bussystems als Zubringer zur Bahn). Solange die volle Kostenwahrheit im Verkehr nicht eingeführt ist müssten diese Maßnahmen durch LKW-Nachtfahrverbote (mit Ausnahmen für leicht verderbliche Güter), durch sektorale Fahrverbote für Straßentransporte, die typische Bahngüter transportieren, Tonnagebeschränkungen etc. ergänzt werden. In der Schweiz gibt es schon seit 1934 ein gut-funktionierendes und wirtschaftsverträgliches generelles LKW-Nachtfahrverbot.

Eine der wichtigsten und effektivsten Maßnahmen zur Klimaschonung wäredie EU-weite Einführung der vollen Kostenwahrheit im Verkehr, die automatisch zur Verlagerung vieler Transporte von der Straße auf die Schiene führen würde und viele Sinnlos-Ferntransporte auf der Straße (Müll-Ferntransporte, Lagerhaltung in LKW statt in Lagerhäusern, grenzüberschreitende Vieh- und Milchkarusellfahrten für Erschleichung von EU-Exportförderungen Europa etc.) unrentabel machen würde. Die derzeit im Straßenbau engagierten Baufirmen brauchen sich angesichts der notwendigen Beseitigung von Großschäden durch "Jahrhundert"-Hochwässer, die sich laut Prognosen angesichts der fortschreitenden Klimaerwärmung in Zukunft in kurzen Zeitabständen wiederholen werden und angesichts der notwendigen Umgestaltung des Verkehrssystems keine Sorgen um Ersatzaufträge machen. Allein in Österreich wurden durch das jüngste Hochwasser 10000 Gebäude sowie Infrastruktur beschädigt oder sogar zerstört und müssen wieder aufgebaut bzw. saniert werden.

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