gegenverkehr Aktuelles / Termine
Informationsabend Bruneck
4.3.2005
Presseaussendung PPP
5.3.2005

Volksbefragung zur Verkehrszukunft im Pustertal

Am 4. März diskutierten im Ragenhaus wichtige Experten über die Verkehrszukunft des Pustertales. Über 300 Zuhöhrer folgten aufmerksam den Rednern und beteiligte sich bis um 23 Uhr an einer regen Diskussion.

Europaparlamentarier Sepp Kusstatscher prangerte die Verkehrspolitik der EU an, verwies aber gleichzeitig auf lobenswerte Umweltschutzmaßnahmen. Der Landesregierung warf er unglaubliche Untätigkeit im öffentlichen Nahverkehr vor, welche bereits seit 1989 sämtliche Kompetenzen bei der Bahn innehätte, aber nur unter LR Widmann ansatzweise aktiv werde.

Professor Hermann Knoflacher zeigte anhand seiner Präsentation, wie die lokale Wirtschaft und die Lebensqualität mit einem großzügigen Ausbau der Straße sinken werde. Er beschwor die Landesregierung, die in Österreich gemachten Fehler des Ausbaus von überdimensionierten Straßen, welcher ein systematisches Aussterben der Betriebe in den Dörfern mit sich bringe, nicht auch noch in Südtirol sehenden Auges zu wiederholen. Als Planer der Umfahrung von Naturns belegte er, dass diese zwar eine Reduzierung des Verkehrs durch das Dorf mit sich brachte, eine Steigerung des Verkehrs aber durch das Vinschgau. Eingehend auf den Ideenwettbewerb der Planung der Pusterer Straße brachte er als Mitglied der Jury seine Bestürzung zum Ausdruck, dass Projekte realisiert werden sollen, obwohl es keinen Sieger des Wettbewerbs gab. Er rät der Landesregierung, zuerst genau zu hinterfragen, wie die Zukunft des Pustertales ausschauen solle und dementsprechend eine geeignete Straße zu bauen, und nicht umgekehrt, die Straße zu bauen und hoffen, dass sie dann nicht genutzt werde.

Heimatschützer Peter Ortner ging auf die gefährdeten Perlen des Pustertals ein. Besonders bedroht werde das Ensemble Sonnenburg durch die bereits 2006 geplante Anbindung an das Gadertal mit 2 Tunnels und autobahnähnlichen Kreuzungspunkten. Bereits derzeit seinen wertvolle Gegenden durch Umfahrungen zerstört worden, siehe Welsberg, Niederdorf und Mühlbach. Verkehrsplanung müsse mit dem Herzen geschehen, die Natur des grünen Tales kann später nicht wieder hergestellt werden.

Moderatorin Ulrike Hohr betonte die Wichtigkeit der selbstverwalteten Volksbefragung am 20. März in den betroffenen Pustertaler Gemeinden. Zahlreiche Verbände beteiligten sich an den Vorbereitungen und halfen damit mit, das Volk anzuregen, sich zum Thema zu informieren und diese wichtigen Entscheidungen nicht der von Lobbys geleiteten Politik zu überlassen.

Transitgegner Fritz Gurgiser brachte den Saal einige Male zum Schmunzeln. Nicht zum Lachen sei allerdings die bedrohliche Gesundheitsgefährdung der Bevölkerung in den durch Autobahnen und Schnellstraßen bedrohten Tälern. Er fragte sich warum in Südtirol niemand an ein Nachtfahrverbot denke und warum die Frächter nun plötzlich Krokodilstränen verschütten, da nun LKW-Konkurrenz aus dem billigeren Osten käme, während sie gleichzeitig Straßenausbauprojekte unterstützen, die diese Transitschleußen erst richtig öffnen, da das Pustertal die wichtigste Anbindung der Brennerachse an den Osten darstellt und derzeit bereits massiv als solche genutzt werde, brauchte nicht weiter betont werden.

Umweltschützer Roman Zanon ging auf die Fragen der für 20. März geplanten Volksbefragung ein und betonte, dass die Zeit der Information nun vorbei sei und massiv für die Optionen 1a oder 1b optiert werde, welche den Ausbau der Öffentlichen Verkehrsmittel klar vor einen geringfügigen Ausbau der Straße setzen. Es könne nicht sein, dass die Landesregierung zuerst die Straße ausbaue und dann blauäugig der Bevölkerung klarmachen wolle, dass sie nun auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen solle. Die Pusterer sollen sich ihrer Identität bewusst sein und ihr Herz bei der selbstverwalteten Volksabstimmung entscheiden lassen.

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